Für den einen bedeutet es eine echte Herausforderung – vor allem wenn etwa nebenbei noch Kinder und Haushalt zu betreuen sind. Der andere fühlt sich durch die Reizarmut unterfordert und gelangweilt. Wieder andere blühen förmlich auf, weil sie endlich in Ruhe arbeiten können. Jede/r Ihrer MitarbeiterInnen reagiert, abhängig von der Persönlichkeit, auf die Situation Homeoffice anders. Doch sowohl Über- als auch Unterforderung lösen am Ende Stress aus – und das wirkt sich wiederum auf Arbeitseinsatz und Motivation aus. Was also tun?
Reden, reden, reden
Wenn möglich, sprechen Sie jede(n) Ihrer MitarbeiterInnen an – nur so erfahren Sie, wenn etwas nicht stimmt und können Verbesserungen ermöglichen. Bringen Sie sich sanft, aber wirkungsvoll ein, indem Sie ganz einfach Fragen stellen:
- Wie geht's dir damit?
- Schaffst du das auch von daheim?
- Brauchst du Unterstützung bei der Strukturierung?
- Hast du die nötige Technik, damit sich alles gut ausgeht?
- Machst du genug Pausen?
- Kommunizierst du mit KollegInnen, stimmt ihr euch ab?
Auch ein Coaching-Angebot an Ihre MitarbeiterInnen kann in dieser Situation eine sinnvolle Investition sein!
Passt der Arbeitsplatz?
Ein extrem wichtiger Punkt! Viele meiner KundInnen sind schrecklich verspannt, weil sie im Homeoffice unergonomisch sitzen. Ermuntern Sie zu regelmäßiger Bewegung, bieten Sie für den Notfall physiotherapeutische Behandlung an, unterstützen Sie von Anfang an die Einrichtung eines ergonomischen Arbeitsplatzes. Solche Investitionen lassen sich steuerlich absetzen! Und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden solche Angebote als persönliche Aufwertung erleben.
Erstellen Sie einen Fragebogen
Um Lösungen für die genannten Probleme zu finden, kann der Einsatz eines Fragebogens sinnvoll sein. Ziel eines solchen ist herauszufinden:
- Wie geht es den ArbeitnehmerInnen nach 4, 6, 8, ... Wochen im Homeoffice?
- Können sie die gleiche Leistung bringen, wie im regulären Office? Falls nicht, was hilft ihre Situation zu verbessern?
Worauf es beim Fragebogen ankommt:
- Ihr Fragebogen sollte nicht zu kurz sein, damit Problemfelder gut eingegrenzt werden können.
- Lassen Sie Ihre MitarbeiterInnen mitreden! Bitten Sie um Ergänzung bzw. Feedback zu den Fragen.
- Fassen Sie bisherige individuelle Lösungen zusammenfassen, machen Sie sie z.B. in einem Blog sichtbar und ersuchen Sie Ihre Teams, weitere Vorschläge einzubringen.
Scheuen Sie sich nicht, auch die Arbeitsleistung anzusprechen, damit Sie einen Überblick über die Auswirkungen der neuen Gegebenheiten gewinnen. Beispiele dafür wären:
- Was würden sich MitarbeiterInnen in dieser neuen Situation am meisten wünschen?
- Wie haben sie dieses oder jenes Problem daheim bereits gelöst?
Achten Sie auf zwischenmenschlichen Kontakt
Ein Anruf und das persönliche Gespräch lassen sich dauerhaft durch nichts ersetzen. Daher unter allen Umständen: Halten Sie Kontakt! Auch die fähigste Teamplayerin oder der beste Assistent knickt irgendwann ein, wenn sie/er sich auf Dauer ignoriert oder allein gelassen fühlt.
Die Angst vor der Rückkehr
Auch hier gilt: Bieten Sie rechtzeitig Lösungen an, binden Sie MitarbeiterInnen in die Entwicklung mit ein, checken Sie vor der Umsetzung, ob die angebotenen Lösungen (von Desinfektionsgel bis Plastiktrennwand) auch als praktikabel akzeptiert werden.
Menschen fühlen sich ermächtigt, wenn sie in ein Office zurückkehren, das sich gut und sicher anfühlt und wo sie (z.B. beim Anblick von Pflanzen als Distanzhalter) sagen können: Ha! Das war meine Idee! Und sieht noch dazu gut aus!
Alles, was ermächtigt, wirkt der inneren Ohnmacht entgegen, von der wir ja gerade reichlich erfahren. Also reden, mitreden lassen und positiven Aktionismus fördern!
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Krise als Chance
Was die Arbeitswelt anbelangt, müssen wir uns von alten Vorstellungen lösen. Es ergibt sich gerade eine große Chance, ein Zeitfenster. Was macht die Krise mit Unternehmen und ArbeitnehmerInnen? In welche Richtung möchten ArbeitgeberInnen die Persönlichkeiten in ihren Teams entwickeln? Wie fördern Unternehmen das Vertrauen innerhalb der Struktur?
Führen ist lebenslange Aufbauarbeit, mit oder ohne Krise. Menschen sind und bleiben Menschen. Persönlichkeiten mit Gefühlen, Zweifeln und Bedürfnissen – egal, wie oft man sie zu einer Human-Ressource umbenennen mag. Wer die Emotionen innerhalb seiner Teams nicht ernst nimmt, bekommt irgendwann Probleme. Gerade jetzt ist alles sehr emotional aufgeladen, und diese Energien kann man immer auch lenken und nutzen.
Und da ich diese Chance sehr bewusst wahrnehme, wünsche ich mir ein wenig blauäugig, dass es nach der Krise Life-Work-Balance heißt, und nicht umgekehrt. Das bedeutet: Vorgesetzte haben immer die Wahl, ob und wie sie Wertschätzung kommunizieren. Es ist vielfach bewiesen, dass Menschen am Arbeitsplatz aufblühen, sobald sie mit Lob und Anerkennung für erbrachte Leistungen rechnen dürfen. Positive Kommunikation ist Kuchen für die Seele.
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