Vom 3D-Hobby-Druck zum eigenen Business
Begonnen hat Alexandra Parger mit Schmuck-Kollektionen aus dem 3D-Drucker. Dann erhielt sie Anfragen für Merchandising-Serien, und aus dem Hobby wurde ein gutes Geschäft.






Alexandra Parger lässt ihr kreatives Talent mit Hilfe im Studium an der TU erworbener Programmierkünste zu greifbaren Objekten werden. Die von ihr entworfenen Schmuckstücke produziert sie selbst, und zwar ganz hightech mittels 3D-Druck.
Damit sich das Business lohnt, vertreibt sie über ihre Firma NANAdesign neben ihren Schmuckkreationen auch Kleinserien für Customized Merchandising.
Faszination 3D-Druck
Im Laufe meines Architekturstudiums an der TU Wien habe ich eine Reihe von Programmen für das sogenannte 3D-Modeling kennen gelernt. Damit kann man Objekte – etwa auch Bauwerke – in drei Dimensionen entwerfen und darstellen und anschließend mit Hilfe eines 3D-Druckers auch Modelle herstellen.
Diese Technik hat mich fasziniert und ich wollte sie für meine Designarbeit nutzen. Die 3D-Technik hat sich während meiner Studienzeit unglaublich weiter entwickelt. Anfangs gab es nur wenige – und vor allem sehr kostspielige – Geräte, heute sind sie durchaus auch für den Gebrauch zu Hause leistbar. Einfache Geräte gibt es schon ab 700 Euro. Nach oben hin ist natürlich viel Luft, Nylonpulverdrucker, die auch komplizierte Formen ausführen können, sind bedeutend kostspieliger.
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Erste Prototypen
Begonnen habe ich mit einfachen Prototypen. Natürlich gibt es auch an der TU einen Drucker, den wollte ich aber nicht für private Zwecke nutzen. Ich war daher sehr glücklich, als mir Gerin Trautenberger, Inhaber und Kreativkopf bei Microgiants, ein offenes Ohr und eine kostenlose Möglichkeit bot, meine ersten Prototypen zu fabrizieren. Ich konnte dort die ersten zwei, drei Ketten herstellen – sie haben im Gegenzug gesehen, was für Möglichkeiten ihr Drucker bietet.
Freundinnen auf der Uni fanden die Stücke toll und haben mich überredet, ein paar Ketten, Broschen und Ringe auf einem Flohmarkt zu präsentieren. Ich habe zehn Stücke gedruckt – ein langwieriges Unterfangen, man muss immer daneben stehen, und wie bei jedem Druck gibt es auch viele Fehlversuche. Der durchschlagende Verkaufserfolg blieb auch erst einmal aus, aber das Feedback hat mich bestärkt weiter zu machen.
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Vielstufiger Entwurf
2015 habe ich meine erste Kollektion produziert. Die Entwürfe zeichne ich zunächst auf Papier, dann übertrage ich sie in ein Designprogramm. Bis zur druckreifen Datei durchlaufen sie noch fünf weitere elektronische Versionen. Zum Schluss habe ich einen sogenannten G-Code, der den Druckkopf steuert.
Ich habe auf verschiedenen kleinen Designmärkten, etwa im Wiener Wirr oder der Requisite verkauft. Die großen, bekannten Märkte waren mir zu teuer. Dort stehen große Marken mit Business-Plänen und Marketingbudgets, während ich mich selbst finanziere und hauptsächlich meine Zeit investiere. Dafür lernt man sich auf den kleineren Märkten besser kennen, das Feedback der Community war auch sehr hilfreich. Allmählich habe ich meine Produktpalette von Schmuck auf Übertöpfe und ähnliches erweitert.
Meine Preise kalkuliere ich nach Materialkosten und Hausverstand, das heißt ich überlege mir, was meine Kunden zu zahlen bereit wären. Ein Übertöpfchen kostet derzeit 15 Euro, die Schmuckstücke 23 – 35 Euro.
Technische Umsetzung
Heute nutze ich einen ABS Drucker mit zwei Extrudern, der zweifärbig drucken kann. Die Kosten von gut 3.000 Euro hat mein Freund getragen, er ist also mein erster Investor. Ich halte das Design so minimalistisch wie möglich, ich nenne das Smart-Design. Die Formen sind selbsttragend, es sind keine Stützkonstruktionen oder Streben erforderlich, sodass kein überschüssiges Material anfällt. Alles, was der Drucker produziert, ist also Teil des Endprodukts.
Mir ist wichtig, vernünftig und nachhaltig mit dem Material umzugehen. Ich höre oft den Vorwurf, dass das Kunststoffmaterial nicht gerade umweltfreundlich wäre. Dem kann ich entgegenhalten, dass bei den meisten anderen Produktionsarten wesentlich mehr Abfall anfällt und dass ich auch nur Recyclingkunststoff Made in Austria einsetze.
Es gibt auch schon Kunststoffe aus Mais- oder Kartoffelstärke, die sind biologisch abbaubar und manche könnte man sogar essen. Allerdings ist mein Drucker noch nicht dafür ausgelegt. Ich werde also frühestens dann erste Experimente machen, wenn ich weiß, dass ich mir einen neuen leisten kann.
Erste Aufträge
Lange habe ich meine Tätigkeit als Hobby betrachtet, vielleicht auch aus Angst, zu scheitern. Doch dann kam ein richtig großer Auftrag. Tomas Veres Ruzicka, Marketing-Chef von Diesel in Österreich, hat meine Arbeit gesehen und hat mich mit einem Design für das Forward-Festival im Museum für Angewandte Kunst in Wien beauftragt, für das Diesel als Sponsor auftrat.
Am Freitag Abend rief er mich an, bis Montag sollte ich einen Vorschlag für ihn haben. Aus meinen drei Vorschlägen wählten sie einen Ring, der den Diesel-Slogan make love not walls dreidimensional eingeschrieben hatte. Sie bestellten 500 Stück. Ich musste also einen Lohnfertiger suchen, mit meinen bis dahin genutzten Methoden hätte ich das nicht geschafft.
Vom Hobby zum Unternehmen
Damit war für mich klar: Ich musste meine Produktion professionell aufstellen, auch um mir selbst zu beweisen, dass ich es ernst meinte. Ich habe also eine ganze Reihe von Kursen und Workshops besucht, um mir das nötige Rüstzeug zuzulegen – vom Business-Riot bis zum Gründerinnentag, auch die Vorträge im Impact Hub waren hilfreich. Anfang Oktober 2017 fühlte ich mich schließlich bereit und meldete das Freie Gewerbe für die Erzeugung von kunstgewerblichen Zier- und Schmuckgegenständen an.
Zukunft auf drei Beinen
Ich plane jetzt, meine Firma NANAdesign auf drei Standbeine zu stellen: Erstens die Produktion meiner eigenen Schmuckstücke und Ziergegenstände. Bei den Übertöpfen möchte ich größere Stücke fertigen, mal sehen, wie sich das technisch verwirklichen lässt und ob der daraus resultierende höhere Preis von den Kunden akzeptiert wird.
Zweitens möchte ich Auftragsarbeiten anbieten, also etwa Einzelstücke für Privatkunden, zum Beispiel als persönliches Geschenk, aber auch spezielle Kleinserien für kommerzielle Kunden wie Hotels oder Firmen für Customized Merchandising. Und dann möchte ich Workshops halten, in denen Interessierte von meinen Erfahrungen mit dem 3D-Druck profitieren können, vom ersten Entwurf bis zum Druck werden die Teilnehmer lernen, was sie beachten und welche Fehler sie vermeiden können.
Meine Überlegung: Die Geräte werden laufend billiger und darum auch in kleinen Firmen Einzug halten. Das sollte für rege Nachfrage sorgen. Und davon plane ich zu profitieren. Als Ziel habe ich mir schließlich einen Platz auf der Forbes-under-30-Liste gesetzt!
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