So geht selbständig.

Ihre Leidenschaft für bildende Kunst hat Valerie Thausing zum Beruf gemacht: Das Handwerk der Restauratorin hat sie an der Universität für angewandte Kunst erlernt. Nach einigen Jahren als Angestellte bei einem Restaurator für Baudenkmäler ließ sie ihre Liebe zur Malerei den Schritt in die Selbständigkeit  wagen. 

Angeborener Kunstsinn

Seit meiner Kindheit habe ich viel gezeichnet, und ich habe relativ früh gewusst, dass ich Gemälderestauratorin werden will. Nach der Matura habe ich ein Praktikum bei einem Restaurator für Wandmalerei absolviert, denn man hat mir den Tipp gegeben, um an der Uni aufgenommen zu werden, wäre ein Praktikum hilfreich.

Ich habe mich dann an der Akademie der Bildenden Künste in Wien beworben, das hat aber leider nicht geklappt und so habe ich ein weiteres Jahr Erfahrung als Praktikantin gesammelt. 2006 habe ich es an der Universität für Angewandte Kunst versucht und bin in die Klasse für Konservierung und Restaurierung aufgenommen worden. Während des Studiums habe ich immer wieder Praktika und Internships im In- und Ausland sowie ein Erasmus-Semester in den Niederlanden absolviert. 

Kurzfristige Planänderungen

Kurz vor dem Abschluss habe ich meinen Sohn zur Welt gebracht und meinen Wunsch, selbständig zu arbeiten, erst einmal hintangestellt. Ich habe also angestellt für einen Restaurator in der Denkmalpflege gearbeitet, das ließ sich besser mit meiner familiären Situation verbinden. Allerdings hatte ich hauptsächlich mit Baudenkmälern zu tun, meine Leidenschaft für Gemälde konnte ich dort nicht ausleben. Also habe ich 2015 schließlich den Sprung ins kalte Wasser der Selbständigkeit gewagt und mein kleines Unternehmen für Gemälderestaurierung gestartet.

Die ersten Kunden

Ich habe mich zunächst im Atelier meiner Cousine eingemietet, die schon länger als Rahmenrestauratorin im Geschäft ist, und mich auf die Suche nach Kunden gemacht. Die Kontakte, die ich bei meinen Praktika und Internships geknüpft habe, waren da sehr hilfreich. 

Die wichtigsten Auftraggeber für Restauratoren sind öffentliche Institutionen, Museen und Diözesen. Ich habe also den zuständigen Personen, die ich teilweise auch von meiner Tätigkeit in der Denkmalpflege kannte, meinen Lebenslauf geschickt. Sie sollten wissen, dass ich nun selbstständig im Bereich der Gemälderestaurierung tätig bin.

Teilnahme an Ausschreibungen

Restaurierungsarbeiten werden vor allem in öffentlichen Institutionen ausgeschrieben. Am Anfang ist es alles andere als selbstverständlich, dass man zur Angebotslegung eingeladen wird. Das heißt, man muss immer informiert bleiben, um zu erfahren, wo der nächste Auftrag winkt und sich bei den zuständigen Personen immer wieder melden. Ein gutes Netzwerk ist in unserer Branche das Um und Auf! Auch der gute Kontakt zu Kollegen ist wichtig, denn man empfiehlt sich auch gegenseitig weiter.

Eine Mitgliedschaft bei Vereinen wie dem Österreichischen Restauratorenverband oder dem IIC (International Institute for Conservation of historic and artistic Works Austria) ist sicher nicht von Nachteil, aber letztlich sind doch das persönliche Netzwerk und Mund-zu-Mund-Propaganda die wichtigsten Wege zu neuen Aufträgen.

Den richtigen Preis finden

Wenn man ein Angebot abgibt, ist es wichtig, einen vernünftigen Kostenvoranschlag zu kalkulieren. Der übliche Stundensatz liegt zwischen 25 Euro, wenn man bei einem größeren Auftrag mitarbeitet, und 60 Euro, wenn man schon zu den renommierten und erfahrenen Restauratoren zählt. Den multipliziert man mit dem angenommenen Arbeitsaufwand. Den Aufwand abzuschätzen ist aber nicht so einfach, wie es vielleicht klingt. Er hängt nicht zuletzt auch von der Geschwindigkeit ab, mit der die Arbeit ausgeführt werden kann, und die hat natürlich viel mit der Erfahrung zu tun. Das lässt ein wenig Spielraum für die Kalkulation. Außerdem führt man im Angebot noch den so genannten „Regiestundensatz“ für unerwarteten Mehraufwand an.

Konkurrenz durch Billiganbieter

Leider sind die finanziellen Mittel für eine Restaurierung oft sehr spärlich und öffentliche Institutionen sind angehalten, den wirtschaftlich günstigsten Bieter zu finden. So kommt es immer wieder zu Dumpingpreisen, mitunter aus dem Ausland und oft bleibt dann die Qualität auf der Strecke. Es gibt aber zum Glück auch Auftraggeber, die bei der Auswahl des Angebots auch andere Kriterien einfließen lassen. Ich versuche, meine Preise realistisch und möglichst im Mittelfeld anzulegen, das gelingt mir offenbar ganz gut, ich kann mich jedenfalls nicht über mangelnde Aufträge beklagen.

Private Aufträge

Ein bisschen anders funktioniert es mit privaten Auftraggebern. Die kommen manchmal mit einem längst vergessenen Gemälde vom Dachboden und sind dann oft von den Kosten für eine Restaurierung überrascht. Manchmal findet man einen Kompromiss, was das Ausmaß der unbedingt nötigen Arbeiten anlangt, aber der Zeitaufwand muss natürlich abgegolten werden, sonst kommen die anderen Aufträge zu kurz. 

Private Kunden wissen meist nicht, wie viel Zeit eine ordentliche Restaurierung verschlingt, das Stundenhonorar an sich ist ja nicht wirklich hoch, wenn man einen Installateur oder Automechaniker beschäftigt zahlt man jedenfalls mehr. Doch in Summe ergibt sich halt oft ein Preis, der vielen Privatpersonen zu hoch ist und sie überlegen dann doch noch einmal, ob das Werk den Aufwand tatsächlich wert ist. Oft kommen sie dann von einer Restaurierung wieder ab, der sentimentale Wert wird ja durch ein paar Ausbrüche oder vergilbten Firnis nicht gemindert.

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Die richtige Balance

Ich bin aber ohnehin nicht von privaten Aufträgen abhängig und habe ausreichend zu tun. Wichtig ist mir, Zeit zu haben, wenn mein Sohn aus der Nachmittagsbetreuung abzuholen ist. Ich liebe meine Arbeit, möchte aber auch genug Zeit für meine Familie haben. Hier die richtige Balance zu finden ist mindestens genau so wichtig, wie die Freude am Beruf.

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