Wie man sich bettet, so liegt man. Und weil die meisten Menschen mindestens so viel Zeit am Arbeitsplatz wie im Bett verbringen, lohnt es sich, bei der Suche nach einem neuen Firmen- oder Bürostandort sorgsam vorzugehen. Schließlich will man sich bei der Arbeit wohlfühlen. Doch viel zu oft werden Immobilien gekauft oder Räume gemietet, ohne den Zustand des Gebäudes oder der Räumlichkeiten vorher zu überprüfen.
1. Investiere in eine Ankaufsüberprüfung
Fast jeder Autokäufer lässt bei seinem Automobilclub eine Ankaufsüberprüfung durchführen. Im Gebäudebereich, in dem es um ein Vielfaches an Geld geht, verzichten jedoch die meisten Leute auf fachlichen Beistand, formuliert ein Bausachverständiger. Was dabei herauskommen kann, präsentiert der Promi seiner Zunft, der Bausachverständige Günther Nussbaum, regelmäßig in der ATV-Sendereihe Pfusch am Bau.
Eine nicht allzu große Immobilie von Sachverständigen im Rahmen einer Ankaufsüberprüfung auf etwaige Mängel abklopfen zu lassen, kostet plus/minus 1.000 Euro und gibt in doppelter Hinsicht Sicherheit:
- Finanziell: Fehlerhafte Bauausführungen, altersschwache Bauteile oder Haustechnik werden vor dem Kauf identifiziert, um unerwartete Kosten für Sanierungsmaßnahmen zu vermeiden.
- Raumklima: Die ExpertInnen haben auch einen geschulten Blick dafür, ob in den Räumen sommerliche Überhitzung droht, oder im Winter eiskalte Wände das Arbeitsumfeld unbehaglich machen. Sie spüren Schimmel, aber auch gesundheitsgefährdende Chemikalien wie Lösungsmittel oder Formaldehyd auf.
Werden Mängel entdeckt, kann man deren Behebung oder Preisnachlässe fordern und vertraglich fixieren – oder die Finger von diesem Objekt lassen. Nicht nur das Gebäude, auch der Kaufvertrag sollte einer rechtlichen Überprüfung unterzogen werden, bevor man unterschreibt.
2. Studiere den Energieausweis
Einen ersten Überblick zur Energieeffizienz – und damit zu den erwartenden Heizkosten – gibt der Energieausweis für Gebäude. Der darin enthaltene Heizwärmebedarf (HWB) muss in Immobilieninseraten verpflichtend angeführt werden. Er gibt den Heizenergiebedarf von Gebäuden pro Quadratmeter beheizter Nutzfläche und Jahr (kWh/m2a) an. Die Palette reicht dabei von
- PlusEnergiegebäuden, also Häusern, die – übers Jahr gerechnet – mehr Energie produzieren als sie verbrauchen, über
- Passivhäuser, deren Hauptmerkmale optimale Ausrichtung, sehr gute Dämmung sowie kontrollierte Lüftungsanlagen zur optimalen Frischluftversorgung und Wärmerückgewinnung sind,
- Niedrigst- und Niedrigenergiegebäude, gut gedämmt, manchmal auch mit Heizungsunterstützung durch thermische Solaranlagen,
- Standardgebäude nach Bauordnung und
- durchschnittliche Bestandsgebäude älteren Baujahrs, bis zu
- energetischen Katastrophenfällen. Dazu zählen beispielsweise ungedämmte Dachgeschoßräume, so manches gläserne Hochhaus oder Altbauten mit sehr hohen Räumen, altersschwachen Fenstern und Heizungen.
3. Kalkuliere die Heizkosten
Wie sich die Gebäudequalität auf die Heizkosten auswirkt, lässt sich sehr rasch mithilfe von Online-Heizkostenrechnern feststellen. Gibt man beispielsweise auf energieausweis-vergleich.at den HWB und die Art der Heizung ein, werden die Unterschiede rasch sichtbar: In einem erdgasbeheizten 50-Quadratmeter-Büro betragen die jährlichen Heizkosten
- etwa 50 Euro, wenn es sich um ein Passivhaus (HWB: 10 kWh/m2a, Energieeffizienzklasse A++) handelt,
- 750 Euro bei einem durchschnittlichen Bestandsgebäude (HWB: 150 kWh/m2a, Energieeffizienzklasse D),
- im schlechtesten Fall aber stolze 2.000 Euro (HWB: 400 kWh/m2a, Energieeffizienzklasse G).
4. Bedenke die Lage
Eine entscheidende Frage ist auch der Standort, nicht nur für Unternehmen mit direktem Kundenkontakt. Denn der Standort hat ökonomische, ökologische und soziale Auswirkungen. Wenn man am Arbeitsweg morgens und abends mit dem Auto im Stau steckt, dann kostet das Zeit, verursacht zusätzliche Emissionen und lässt einen gereizt im Büro oder daheim ankommen.
Das Gebäude selbst kann noch so energiesparend gestaltet sein – wenn es auf der grünen Wiese steht und nur mit dem Auto erreichbar ist, produziert die Firma letztlich mehr Emissionen als in einem unsanierten Altbau in zentraler Lage.
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