Das Schöne an der Unternehmensberatung ist, dass es niemals langweilig wird. Weil jedes Unternehmen anders strukturiert ist, gibt es jedes Mal andere Herausforderungen zu meistern. Ein Problem, das bei KMU allerdings besonders häufig anzutreffen ist, ist das Problem mit der mangenden Liquidität. Wer knapp bei Kasse ist und relativ hohe Schulden hat, muss in der Regel auch noch höhere Zinsen zahlen. Sofern das Unternehmen überhaupt Geld bekommt, lassen sich die Geldgeber das höhere Risiko klarerweise mit höheren Zinsen abgelten.
Damit ein Betrieb aus diesem Strudel herauskommt, sollte nicht der nächste Schritt sein, weitere Geldgeber zu suchen. Nach der Erstellung eines Finanzplanes empfehlen wir unseren Klienten in der Regel vielmehr, alle internen Prozesse und Geschäftsbeziehungen zu durchleuchten und zu optimieren. Wie sich in vielen Jahren Erfahrung in der Unternehmensberatung von KMU gezeigt hat, wächst der Verhandlungsspielraum gegenüber externen Geldgebern mit jeder erledigten Hausaufgabe spürbar. Nachfolgend fünf Tipps, die jeder Klein- und Mittelbetrieb selbst für eine Verbesserung seiner Liquidität tun kann.
1. Machen Sie einen Finanzplan
Oft empfinden es Unternehmen bereits als spürbare Erleichterung, wenn ein Finanzplan erstellt ist und die Sachlage Schwarz auf Weiß vor ihnen liegt. Allerdings muss dieser Finanzplan seinen Namen auch verdienen. Es sollten nicht nur die nächsten Monate geplant werden, sondern in der Regel die nächsten drei Jahre. Zudem müssen die Einschätzungen natürlich realistisch sein. Das Augenmerk gilt in der Unternehmensberatung besonders den Prognosen von Umsatz, Kosten, Rentabilität, Investitionen und in weiterer Folge der Liquidität.
2. Lernen Sie Ihre Kunden besser kennen
Leider haben etliche KMU die Rechnungslegung nicht gut unter Kontrolle. Dabei geht es nicht nur darum, offene Forderungen möglichst rasch einzutreiben. Im Forderungsbereich könnten die Unternehmen zum Beispiel in Absprache mit ihren Kunden auch die Zahlungsziele von Beginn an verkürzen. Sie könnten Barzahlungen und Lastschrifteinzüge gegenüber spesenbehafteten Zahlungsmitteln forcieren, sie könnten Zahlungsausfälle durch vermehrte Bonitätsprüfungen vermeiden oder durch den Verkauf von Forderungen (Factoring) die Liquidität verbessern.
Zudem sollten das eigene Personal angehalten werden, Rechnungen für fertige Aufträge sofort zu fakturieren, statt andere Aufgaben zu priorisieren. Manchmal können auch Vorauszahlungen mit den KundInnen vereinbart werden. Auf jeden Fall hilft es, mit den KundInnen zu sprechen, wobei dabei keine hohen Skonti eingeräumt werden müssen. Vieles lässt sich auch anders lösen.
3. Optimieren Sie das Bestellwesen
Auch ein Zugehen auf die Lieferanten kann oft bereits erste Wunder bewirken. Dabei geht es nicht nur darum, möglichst lange Zahlungsziele eingeräumt zu bekommen und die vorhandenen Spielräume optimal zu nützen. Produktionsbetriebe könnten zum Beispiel die Lagerhaltung teilweise auf die Lieferanten verlagern oder Waren auf Kommission beziehen. Zudem gilt es, Ladenhüter im eigenen Lager aufzuspüren und diese gegebenenfalls durch Sonderaktionen bestmöglich zu verkaufen. Auch eine Optimierung des Bestellwesens im eigenen Unternehmen kann oft wahre Wunder bewirken.
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4. Verblüffen Sie Ihre Bankberater
Durch's Reden kommen d' Leut z'am, sagt schon ein altes Sprichwort, wobei leider in der Praxis mit den Bankberatern oft viel zu wenig gesprochen wird. Dabei geht es nicht nur darum, vorteilhaftere Kreditzinsen auszuhandeln, sondern die BetreuerInnen aktiv ins Unternehmensgeschehen einzubinden. Informieren Sie Ihre Ansprechpartner laufend – auch unaufgefordert – über Ihre Planzahlen. Seien Sie ehrlich und stellen Sie Vertrauen her, dann werden Sie merken, dass auch der Spielraum bei den Spesen und Gebühren oft stark im Ermessen der Mitarbeiter liegt. In der Unternehmensberatung zeigt sich oft, dass zu einer realistischen Einschätzung manchmal ein wenig Überwindung notwendig ist. Aber es zahlt sich letztendlich aus.
5. Lassen Sie sich nicht in die Defensive drängen
Sofern die internen Optimierungspotenziale ausgemacht und beseitigt sind, ist die Suche nach alternativen Geldgebern dann ebenfalls eine Möglichkeit, die Liquidität zu verbessern. Spätestens seit es Fernsehsendungen wie 2 Minuten, 2 Millionen gibt, taucht in der Unternehmensberatung auch vermehrt das Thema Business Angels auf.
Leider wird am Bildschirm aus Zeitgründen nicht immer gezeigt, wie streng in der Realität die Unternehmen durch die potenziellen Geldgeber durchleuchtet werden. Es braucht schließlich nicht nur eine überzeugende Story, einen charismatischen Chef sowie ein gutes Produkt – auch die Kennzahlen sollten in Ordnung gebracht werden, um Investoren zu überzeugen.
Zudem empfehlen wir eine gewisse Vorlaufzeit. Kurzfristig bei einem Business Angel anzufragen, ist nicht ratsam. Denn wer akut in Geldnot ist, ist in der Defensive. Und bei diesem Punkt schließt sich der Kreis. Bevor Sie die Punkte 1 bis 4 nicht erledigt haben, sind Sie für Punkt 5 noch nicht reif.
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