So geht selbständig.

Die Übernahme der väterlichen Tischlerei war für Jacqueline Pehack nach der Matura kein Thema. Doch dann näherte sie sich dem Handwerk über ihr Interesse für Design an. Wie sich die Möbelmanufaktur J.Pehack mittlerweile gegen Diskont- und Selbstbaumöbel behauptet, erzählt sie hier.

Kolleg statt Vaters Betrieb

Nach der Matura habe ich erst einmal gar nicht gewusst, was ich weiter machen will. Ich wusste nur: Studieren will ich nicht, und auch die Firma meines Vaters übernehmen war keine Option. Model- und Formenbau ist ein aussterbendes Gewerbe. Wenn mein Vater demnächst in Pension geht, war's das, er ist der letzte seiner Art. 

Gestalten hat mich aber immer interessiert. Nach zwei Jahren Findungs- und Bedenkzeit, während der ich die verschiedensten Jobs gemacht habe, entschied ich mich schließlich für das Kolleg für Innenraumgestaltung und Möbelbau in Mödling.

Dann doch Tischlerin

Nach dem Abschluss lag es dann doch nahe, bei meinem Vater zu arbeiten. In die Werkstatt, ins Büro – überall habe ich meine Nase hineingesteckt und alles ein bisschen kennengelernt. Und daneben habe ich begonnen, nach Entwürfen von befreundeten Designern erste Stücke zu fertigen. Das hat mir unheimlich Freude gemacht, die Aufträge wurden mehr, und ich habe zu überlegen begonnen, ob ich nicht doch als selbstständige Möbeltischlerin erfolgreich sein könnte.

Bald wurde mir aber klar, dass man sich ganz alleine schwer tut. Speziell bei Montagen – gleichzeitig halten, messen, bohren und schrauben ist mit zwei Händen nicht so einfach. Im Herbst 2015 schneite schließlich zufällig eine junge Frau in die Werkstatt, die eine Lehre machen wollte. Ein gemeinsamer Bekannter hatte mich ihr empfohlen.

Der erste Lehrling

Anfangs war ich skeptisch: Ein Lehrling stand in meiner Planung definitiv nicht oben auf der Liste. Allerdings war Sophia schon 24 und verfügte über eine abgeschlossene höhere Schulbildung. Im Rahmen des Förderprogramms F.I.T., Frauen in der Technik, wollte sie sich umschulen lassen, um bessere Berufschancen zu haben.

Mit dem Programm F.I.T. ging eine finanzielle Unterstützung von monatlich 750 Euro einher, ohne die ich mir meine erste Mitarbeiterin erst gar nicht hätte leisten können. Und außerdem war Sophia nicht mehr blutjung, hatte also im Arbeitsalltag schon Erfahrungen gesammelt, die sie leichter einsetzbar machten. Eine Mitarbeiterin Mitte zwanzig denkt eher mit und erkennt schneller, was gerade zu tun ist. So hatte ich also bereits Ende 2015, kurz nachdem ich meine eigene Firma gegründet hatte, auch schon meine erste Angestellte. Im April 2018 hat Sophia ihre Gesellenprüfung erfolgreich bestanden.

Handwerk im Wandel

Ich bekomme viele Anfragen von jungen Menschen, die eine Lehre oder ein Praktikum machen wollen. Ich lehne aber alle ab, denn mein Betrieb ist so klein, dass mich das mehr Zeit kosten würde, als es Unterstützung bringt. Oft sind die Interessenten aber ohnehin desillusioniert, wenn ich ihnen erkläre, wie das Handwerk heutzutage funktioniert: Nämlich dass die Abbildungen auf meiner Homepage nicht unser tägliches Brot, sondern Ausnahme-Möbel sind, die in Kooperation mit Designern entstanden sind. Ästhetisch und technisch stehen sie zwar sehr wohl für unseren Anspruch, der Alltag schaut aber meist anders aus und hat wenig mit der romantisch-altmodischen Vorstellung zu tun, die viele mit dem Tischlerhandwerk assoziieren.

Im Herbst vorletzten Jahres allerdings war ein Bewerber besonders hartnäckig, der hat es dann geschafft, mich zu überzeugen. Tim ist vielseitig, ein guter Handwerker mit breitem Arbeitsspektrum und ergänzt das Team perfekt. Jetzt sind wir also zu dritt und das Team ist damit komplett.

Leistbare Unikate

Die schönen Stücke, die wir auf der Homepage zeigen, sprengen wegen der aufgewendeten Arbeitszeit das Budget vieler Kunden deutlich, denn die Kosten für Maßarbeit aus der Tischlerei sind mit Großserienware, die man vielleicht auch noch selbst zusammenbaut, natürlich nicht vergleichbar. Das schreckt einen Teil der Interessenten ab. Das kann ich einerseits nachvollziehen, andrerseits beobachte ich, wie jeder ohne zu murren die Stundensätze von seinem Automechaniker zahlt. Verglichen damit sind meine 36 Euro für die Stunde eigentlich eine Mezzie.

Trotzdem fragen manche Kunden gerne, ob ich etwa nicht auch in kürzerer Zeit anfertigen könnte. Wenn ich dann antworte: „Wenn es ginge, würde ich es tun“, verschwindet ein Teil dieser Kunden auf Nimmerwiedersehen. 

Es gibt aber dann doch viele, die das Argument verstehen. Das sind Kunden, die nicht alle zwei Jahre ein neues Stück anschaffen wollen, das dann erst wieder nicht passt, sich bald auflöst oder einfach nicht wirklich ihren Anforderungen entspricht. Und die auch kein Problem haben, ein Möbelstück länger anzusehen – auch wenn die Bekannten schon wieder stolz ein neues Teil auf Instagram posten. Bei solchen Kunden können wir mit Individualität und Qualität punkten.

Maßgeschneidertes Service

Es gibt sie also, die Kunden, die bereit sind mehr zu zahlen, sich auf eine Auseinandersetzung mit den planenden Personen einzulassen, ihre Wünsche und Anforderungen zu konkretisieren und ein wenig länger zu warten. Dafür bekommen sie aber auch genau das, was sie sich wünschen und was sie benötigen. Dafür zahlen sie auch gerne einen fairen Preis. 

Es gibt natürlich immer wieder auch schwierigere Kunden, die etwas auszusetzen haben, aber auch das gehört zum echten Tischler: Kritik annehmen, versuchen, etwas daraus zu machen. Das ist ja auch Teil des Service: Der Kunde bekommt für sein Geld eben mehr, als bloß einen Gegenstand. Selbst, wenn ein Kunde nach einiger Zeit draufkommt, das etwas doch nicht ganz passt, können wir noch etwas machen.

Wandelbar und nachhaltig 

Während man Fertigmöbel nur entsorgen kann, und damit den globalen Müllberg noch ein wenig höher macht, können wir umbauen, reparieren, anpassen. Selbst wenn wir, was sich manchmal nicht vermeiden lässt, mit Spanplatten arbeiten, ist das Endprodukt wesentlich haltbarer als die meisten Großserienmöbel mit ihren Karton-artigen Pressplatten, die sich nach ein paar Jahren auflösen. 

Aber unsere wahre Kompetenz kommt erst so richtig bei Massivholz zum Tragen. Hier lassen sich handwerkliche Lösungen auch schöner sichtbar machen. Ein Möbelstück vom Tischler ist also auch viel nachhaltiger – ein Argument, das immer mehr Menschen wichtig ist. 

Passende Prototypen

Immer wieder kommen auch Kunden zu uns, die in einem renommierten Einrichtungshaus ein Stück einer Firma mit bekanntem Namen gesehen haben, das leider nicht in genau der Größe angeboten wird, die in ihre Wohnung passt. Weil auch diese Firmen, egal wie exklusiv sie sich geben, doch wieder nur Serienprodukte produzieren und nicht wirklich auf Kundenwünsche eingehen können. 

Wir hingegen produzieren ausschließlich Einzelstücke, daher können wir den Preis auch nicht durch Rationalisierungen niedriger halten. Die meisten Kunden können das auch nachvollziehen, vor allem wenn sie eben genau dieses bestimmte Design für genau jenen beschränkten Platz wollen.

Esterházys Schwalbenschwänze

Und dann gibt es noch jene Aufträge, bei denen meine Tischlerseele so richtig aufblüht. Demnächst sollen im Schloss Esterházy in Eisenstadt alte Möbel, die nicht mehr auffindbar sind oder sich nicht mehr restaurieren lassen, nachgebaut werden. Das wäre natürlich ein Traumauftrag. 

Man kommt schon ins Schwärmen und Träumen, wenn man sieht, wie aufwendig und akribisch einst gearbeitet wurde! Wahrscheinlich hatten die Esterházys unter ihren zahlreichen Angestellten auch ihre eigenen Tischler, wodurch sich die Kosten für die Arbeitszeit relativiert haben. Bei deren Möbeln ist jede Verbindung nach allen Regeln der Kunst ausgeführt, Feder und Zinken der Schwalbenschwänze exakt gearbeitet. Wo es sein muss, werden Holznägel verwendet. Wenn solche handwerklich gefertigten Kulturgüter erhalten werden sollen, dann kann das eben nur ein gelernter Tischler erledigen. 

Dass so aufwändig hergestellte Einrichtungsgegenstände auch Statussymbole sind, ist klar – und auch ein Beweggrund, uns Tischler mit der Einrichtung zu beauftragen.

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