So geht selbständig.

Die Musikwissenschaftlerin und Publizistin Irene Suchy hat es sich gemeinsam mit der bildenden Künstlerin, Kostüm- und Bühnenbildnerin Clarisse Maylunas zur Aufgabe gemacht, mehr Licht auf die weibliche Seite der Kompositionsgeschichte zu werfen. Dazu haben sich die beiden für ihre Ausstellung MusicaFemina in der Orangerie in Schönbrunn eine beeindruckende Plattform gefunden. Auf Port41 erzählen sie, wie sie das Kulturprojekt realisiert haben.

Vergessene Komponistinnen

Wien als deklarierte Musik- und Kulturstadt hatte seine letzte Ausstellung zum Thema Musik vor über zwanzig Jahren: Mozart 1996, Schubert 1997. Frauen als Musikschaffende sind überhaupt noch nie angemessen präsentiert worden. Beides ist Grund genug, Musik endlich wieder einmal in Form einer „Schau“ zu zeigen. Besonders dem Übersehen und Überhören der weiblichen Beteiligung im musikalischen Schaffen etwas entgegenzusetzen – das steht im Fokus dieser Ausstellung.

Töne sehen & spüren

Musik in Form einer Ausstellung optisch darzustellen birgt naturgemäß einige Tücken. Wir haben uns darauf konzentriert, ein Raumkonzept zu schaffen, in dem die Orte, an denen das weibliche Musikschaffen stattfand, in inszenierten Produktionsfeldern, also in den Strukturen der Möglichkeiten des Komponierens, sichtbar werden. 

Das Publikum tritt von einem Raum in den nächsten, vom Bereich des sakralen Komponierens zum höfischen Freiraum für Frauen – zwei Bereiche, in denen Frauen Ausbildung, Wissenschaft und künstlerisches Schaffen überhaupt zugestanden wurde. Im Auftrag von Mäzenen und Fürstinnen komponierten auch Frauen an den Höfen: das „Frauenzimmer“ war der Bereich, in dem Frauen bestimmten. 

Frauen sichtbar machen

Ab Ende des 18. und Mitte des 19. Jahrhunderts ist die aufkommende Salonkultur ein bestimmter Faktor des Musiklebens. Er bietet Frauen eine Bühne, die den Bereich des Privaten in die Öffentlichkeit ausdehnt.

Mit der Verfolgung NS-verfemter Kunst und dem Frauenbild der Nationalsozialisten spitzt sich die Situation zu. Für manche der jung emigrierten Komponistinnen waren die USA oder Südamerika auch eine Chance, sie konnten in der neuen Welt eine Karriere als Komponistinnen aufbauen. Für viele war es die Verhinderung jeglichen Musikschaffens, die Deportation, die Vernichtung des Lebens.

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Frauen sichtbar machen

Um dieses Programm auf die Beine zu stellen, haben wir ein knappes Budget von 300.000 geplant, von dem wir derzeit etwa ein Drittel lukriert haben. Ein Teil stammt aus Subventionen –dankenswerter Weise gibt es einen politischen Willen, die Rolle der Frauen in der Österreichischen Musik sichtbar zu machen, der sich auch finanziell zeigt. Das Bundeskanzleramt unterstützt das Projekt, das Außenministerium und die Frauenabteilung der Stadt Wien. Die Wiener Kulturabteilung hält sich leider völlig raus, obwohl von dort ursprünglich die Initiative für die Ausstellung ausging. 

Dafür beteiligen sich der Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus großzügig und der Zukunftsfonds. Beide wissen, dass sie Lücken in der Geschichtsforschung schließen sollen und fördern Projekte, die sich zukunftsorientiert mit Toleranz und Diversität beschäftigen. Und wir hoffen, auch noch auf die neue Wiener Kulturstadträtin, immerhin hat der Rechnungshof kritisiert, dass bei Subventionen der Anteil der geförderten Frauen regelmäßig allzu gering ausgefallen ist.

Schnorren, Spenden, Sammeln

Einen weiteren Teil haben wir über Crowdfunding zu generieren versucht. Das hat sich als ausgesprochen schwierig erwiesen, Aufwand und Kosten für die Plattform haben uns diesen Weg als wenig erfolgversprechend erscheinen lassen. Wir nutzen die Plattform „We Make It“, die unserer Meinung nach relativ kostspielig arbeitet. Außerdem funktioniert das System offenbar besser, wenn ein konkretes regionales Interesse besteht: Die Schladminger haben sich so ihr Schwimmbad finanziert. 

In unserem Fall funktionierte es nur mit guten, verständnisvollen und klugen Freundinnen und Freunden wirklich, denen die Sache ein Anliegen ist, und mit Verwandten und Bekannten aus Amerika, wo es eine Tradition des privaten Kultursponsoring gibt. Die sind auch nicht kleinlich, selbst wenn sie dann gar nicht zur Eröffnung kommen können. Und ohne viele Stunden eherenamtliche ehrenamtliche Mitarbeit – etwa für Ptressearbeitung und Organisation – wäre das Projekt nicht durchführbar.

Schönbrunn als Sponsor

Wir bemühen uns darum, vom Finanzministerium für unseren Verein, der als Veranstalter fungiert, eine Bestätigung zu bekommen, die die Zuwendungen steuerabsetzfähig machen würde. Das macht es uns besonders bei Stiftungen besonders schwer, für spendenwillige Schweizer Stiftungen ist diese Bestätigung ein Must.

Den Veranstaltungsort, die Orangerie, bekommen wir von der Schönbrunn Betriebsgesellschaft mietfrei zur Verfügung gestellt. Das ist immerhin ein Gegenwert von 90.000 Euro und also als Sachspende zu verbuchen. Allerdings dürfen wir dort auch keinen Eintritt verlangen, werden aber eine Spendenbox mit einem eindeutigen Aufruf aufstellen, insbesondere für die Performances, die fast täglich stattfinden, wie Podien-Diskurse in konzertanten RahmenDafür entstehen zusätzliche Kosten, angefangen von Miete für Instrumente über das Klavierstimmen bis zum Catering – da sind wir auch noch auf der Suche nach einem Partner.

Unaufgefordert Kunst Machen

Natürlich werden wir immer wieder gefragt, warum wir uns das überhaupt antun. Die Frage stellen wir uns selbst auch hin und wieder. Unsere Antwort finden wir im künstlerischen Ansatz: Gerade in Kunst und Kultur muss man immer etwas machen, wozu man nicht aufgefordert wird. Einfach deshalb, weil es sonst schlicht nicht geschieht. Und dann war da noch das ursprüngliche – und dann abgesagte – Projekt der Stadt Wien, sich mit dem Thema „komponierende Frauen“ auseinanderzusetzen. Das hat bei uns das Feuer entfacht, wir wussten, das müssen wir jetzt machen. Und durch das ständige Erwähnen dieses Themas ist schön langsam doch ein Bewusstsein dafür entstanden.

Kompetenz erworben

Wir hoffen jetzt sehr auf die neue Regierung, sowohl in Wien, als auch im Bund. Wir haben kein Problem, die Ausstellung als Beitrag zum Republik-Gedenkjahr oder EU-Ratsvorsitzjahr vereinnahmt zu sehen, uns geht es nur um die Sache, nicht um Ideologie oder Parteipolitik. Und es schaut so aus, als hätten wir den Samen erfolgreich gesät, das Außenministerium hat Interesse signalisiert, wie auch das Kulturinstitut in Washington, sowie einige andere Institutionen im Ausland. 

Und wir haben uns mit diesem ersten Auftritt jene Kompetenz erworben, die sich irgendwann bezahlt machen sollte. Denn Ausstellungen zum Thema Musik sollten, speziell in Wien immer ein Thema sein und wir sind jedenfalls immer mit Herz und Seele dabei.

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