So geht selbständig.

Während ihres Europäischen Freiwilligendienstes entdeckte die Salzburgerin Katharina Moser ihre Liebe zu Europa. Und wagte 2015 den Schritt zur „gesellschaftspolitischen Unternehmerin“. Seither versucht sie mit ihrer Kommunikations-Agentur „Mosaik“ mittels innovativer Aktionen Integration zu fördern.

Buntes Studium

2003 bin ich zum Studium nach Wien gekommen und habe Theater-, Film- und Medienwirtschaft inskribiert. Dazu habe ich mir noch ein individuelles Diplomstudium unter der Bezeichnung „Europäisches Kulturstudium“ zusammengestellt, ich habe beide Studien als Magistra abgeschlossen.

Europapolitik war damals noch gar nicht in meinem Fokus, erst anlässlich meines Europäischen Freiwilligendienstes – das ist ein Programm der Europäischen Kommission zur Förderung der Mobilität junger Menschen – begann sich mein Horizont in diese Richtung zu öffnen. Das Programm ist leider wenig bekannt und wird von österreichischen Jugendlichen, so weit ich weiß, viel zu wenig genützt – noch weniger als das weit bekanntere Erasmus Programm für Studierende.

Europäischer Freiwilligendienst

Im Rahmen des Freiwilligendiensts arbeiten Jugendliche an sozialen, ökologischen, kulturellen und politischen Projekten im Ausland mit. Die Kosten für die Reise und einen Sprachkurs werden übernommen, auch für Unterkunft wird gesorgt. Bewerben können sich junge Menschen zwischen 17 und 30, unabhängig von ihrer Ausbildung oder ihren Abschlüssen, Grundkenntnisse der Englischen Sprache sollte man allerdings haben.

Ich habe mich zu Beginn meines Studiums aus Neugier und Lust an Fremdsprachen für ein Programm in Madrid beworben, in dessen Rahmen ich an einer Sprachschule Deutsch unterrichtet und den Studenten kulturelle Eigenheiten Österreichs näher gebracht habe. Gewohnt habe ich in einer WG, in der junge Menschen aus sieben verschiedenen europäischen Ländern untergebracht waren.

Es war eine phantastische Erfahrung, die mich zur glühenden Europäerin gemacht hat – und auch zu einer bewussteren Österreicherin. Denn wenn man über den Tellerrand hinausblickt, bekommt man nicht nur einen realistischen Eindruck von anderen Kulturen sondern auch einen neuen Blickwinkel auf die eigene.

Internationale Erfahrung

Mein Interesse an interkulturellem Austausch habe ich dann, neben dem Studium in Wien, in einem Buch mit dem Titel „Servus, Bussi, Baba – was Europäer typisch österreichisch finden“ verarbeitet: eine humorvolle Zusammenschrift, basierend auf 130 Interviews mit jungen Europäern.

Das Interesse für Europäisches hat dann nach dem Studium auch meine Jobsuche geprägt. Ich habe für das Österreichische Außenministerium, das British Council und schließlich das Europäische Forum Alpbach gearbeitet. Und ich bin mehr und mehr zur Überzeugung gelangt, dass ein Berufsleben in zwangsläufig bürokratisch funktionierenden Institutionen nicht mein Weg ist und dass ich etwas Eigenes starten möchte.

Ein weiterer Horizont

Die Idee eines guten Freundes – er ist Spieleentwickler aus Frankreich – war schließlich der Impuls zur Selbständigkeit und die Grundlage meiner Agentur „Mosaik“. Die Idee, was ein Spiel über europäische Länder und was wir über diese wissen, beziehungsweise wissen sollten. Wir haben uns an die Arbeit gemacht und „Komm zu mir!“ auf den Markt gebracht – ein Kartenspiel, durch das man spielerisch witzige und unerwartete Fakten über europäische Länder und alles mögliche über deren Alltag erfährt.

Das Spiel arbeitet auch mit Stereotypen, stellt sie auf den Prüfstand und widerlegt sie manchmal auch. So erfährt man etwa, dass man Käse als Sicherheit für einen Kredit nicht in der Schweiz sondern in Italien auf der Bank hinterlegen kann; dass die meisten Kunstwerke in Belgien gestohlen werden; dass die finnische Sprache keine Zukunftsform kennt oder dass Esperanto in Polen erfunden wurde.

Europa spielen

Mit „Komm zu mir!“ – das Spiel gibt es inzwischen auf deutsch, englisch und französisch – kann man etwas über Europa lernen während man am Schreibtisch sitzt. Aber zum Reisen gehört halt auch Bewegung, und so haben wir „Routes – die Europareise in deiner Stadt“ entwickelt. Bei dieser eintägigen Großveranstaltung können die Teilnehmer und Teilnehmerinnen kostenfrei mitmachen, sie müssen sich lediglich vorab online für eine der angebotenen Routen entscheiden. Wobei diese natürlich nicht wirklich durch Europa führen, sondern durch die Stadt, in der die Veranstaltung stattfindet.

Die Teilnehmer werden in Gruppen von einem Guide zu den Länder-Stationen geführt, die auf ihrer Route liegen. Jede Gruppe erlebt so drei Länder-Stationen. Dort trifft man auf Menschen aus dem jeweiligen Land, es gibt Aktionen, anhand derer man etwas über das Herkunftsland erfährt: Letztes Jahr konnten die Teilnehmer etwa in Belgien Teil einer Comic-Landschaft werden oder in der Schweiz Jodeln. Schweden hat anlässlich ihres 110. Geburtstag in die Welt der Astrid Lindgren geladen und das Team aus den Niederlanden zum „Slow Biking“ Wettbewerb.

Zum Schluss haben sich alle Teilnehmer wieder in der „Zentrale“ im Wiener Museumsquartier zum Gedankenaustausch getroffen, auch Abgeordnete des Europaparlaments haben sich unter die Teilnehmer gemischt und ihr gemeinsames Europa gefeiert.

Interessierte Institutionen

Die Kartenspiele haben wir unter anderem an Institutionen, denen der Europagedanke am Herzen liegt, verkauft: etwa an das Deutsche Auswärtige Amt, einige österreichische Ministerien oder auch direkt an Abgeordnete des Europaparlaments, die es als Giveaway nutzen. Bei Routes sind wir auf Partner angewiesen, die mit Sponsoring zur Realisierung beitragen. Das sind derzeit vor allem die Stadt Wien, einige Ministerien, die Wirtschaftskammer, im EU Parlament vertretene Parteien oder Botschaften. Dazu kommen Location Partner, die uns Spielorte zur Verfügung stellen oder Sachsponsoren, die uns mit landestypischem Essen unterstützen.

Preiswürdige Idee

Die Idee ist hervorragend angekommen. 2017 wurden wir für – damals noch – „Route28“ mit dem Europa Staatspreis, dem Europäischen Bürgerpreis und dem Innovationspreis des Corps Touristique ausgezeichnet. Derzeit bereiten wir gerade das Event 2018 am 26. Mai vor in Wien vor. Es wird wieder mindestens 15 interessante Stationen geben, welche genau wird sich in den nächsten Wochen klären. Ein paar Sneak-Peaks vorab: Bei der Skispringer-Nation Polen wird man sich im Skispringen üben können, in Bulgarien kann man das Kyrillische Alphabet lernen und in Irland gemeinsam mit einem Singer-Songwriter einen eigenen Song schreiben.

Wir wollen diese Idee auch in andere europäische Städte exportieren. Derzeit verhandeln wir etwa mit Brüssel. Dort überlegt man, die Veranstaltung vor der EU Wahl stattfinden zu lassen. Bezüge zu den einzelnen Ländern lassen sich dort ja besonders leicht herstellen. Und auch in den Bundesländern könnte so eine international angelegte Veranstaltung durchaus ein spannendes, zusätzliches Angebot darstellen.

Lohnende Liebhaberei

Wir erwarten nicht, mit Routes das große Geld zu verdienen. Wir sind tatsächlich überzeugt von der Idee, die wir hier umsetzen: Europa für alle erlebbar machen. Das Budget ist sehr eng kalkuliert: In Wien kommen zu  den 15 Station noch die Eröffnung und die Abschlussveranstaltung, das sind also 17 kleine Events. Die Umsetzung ist nur dank der vielen Menschen möglich, die unsere Vision unterstützen und nicht zuletzt auch vor Ort tatkräftig zur Seite stehen. Im Jahr haben immerhin 60 Freiwillige das Event als Guides oder Betreuer der Länder-Stationen begleitet. Wir wollen, dass die Teilnahme am Event auch in Zukunft kostenfrei bleibt. Europa soll für alle erlebbar sein, nicht nur für die, die es sich leisten können.

Vorzeigeprojekt

Routes ist aber natürlich auch ein Vorzeigeprojekt, das zeigt, was wir als Agentur können: Wir bringen kreativen, frischen Wind in einen Bereich, der vielleicht oft als schwerfällig oder schwierig empfunden wird. Diese Erfahrung bieten wir unseren Kunden und Partnern an, die zum Beispiel Events zu europäischen Themen planen und Unterstützung brauchen, um kreative Formate zu entwickeln. 

Und ja, das Kartenspiel, mit dem alles begonnen hat, gibt es immer noch. Wir produzieren es in drei Sprachen, gerade laufen wieder die Druckmaschinen an: Für den Europatag im Mai liegen jede Menge Bestellungen vor!

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