So geht selbständig.

Das Leben der Wiener Neustädterin Edeltraud Feiler, Lehrerin und Mutter von vier Kindern, veränderte sich gravierend, als ihr Zweitjüngster im Alter von fünf Jahren in Folge einer Windpockenerkrankung einen Schlaganfall erlitt. Nach einem Monat im künstlichen Tiefschlaf eröffnete man ihr, er würde wohl nie wieder sprechen oder gehen können. Doch die beiden haben sich nicht unterkriegen lassen. Und im Zuge der Bewältigung der alltäglichen Probleme haben sie darüber hinaus auch noch eine kleine Erfindung gemacht, die allen Menschen mit Funktionseinschränkungen einer Hand das Leben erleichtern kann.

Kraft aus der Familie

Nach dem Schlaganfall haben wir uns erst einmal auf die grundlegendsten Dinge konzentriert: Also dass Nino wieder gehen und sprechen lernt. Das hat gut sechs Monate gedauert, nach etwa zwei Jahren war Nino so weit, dass er wieder zu Hause mit uns leben konnte.

Ein kleines Wunder, denn Anfangs hatte man uns prophezeit, dass dies wahrscheinlich nicht möglich sein würde. Aber Nino hat sich nicht unterkriegen lassen, und auch seine drei Geschwister haben dazu beigetragen. Der Jüngste hat mehr Zeit in medizinischen Institutionen verbracht, als in der Sandkiste – anscheinend nicht zu seinem Nachteil, er wurde schon mit vier eingeschult und hatte deswegen nie Probleme. Und die großen Schwestern haben in der intensiven ersten Zeit einen Großteil der alltäglichen Arbeiten zu Hause erledigt.

Der Reißverschluss – ein tägliches kleines Ärgernis

Nino konnte schließlich wieder in die Schule gehen und wurde sehr selbständig. Aber ein tägliches kleines Ärgernis blieb: Nino hat sich selbständig angezogen, Hose, Socken, T-Shirt haben wir mit ständigem Training bewältigt, aber seine Jacke blieb immer offen, selbst im Winter. Der Reißverschluss hat sich als hartnäckige Hürde erwiesen. Zuknöpfen wäre gegangen, da gibt es auch reichlich Hilfsmittel, aber für den Anorak haben wir einfach nichts gefunden.

Der Markt bot keine Lösung

Wir haben Fachgeschäfte abgeklappert, Kataloge und das Internet durchforstet – vergebens. Der einzige Tipp, den wir gefunden haben, war das untere Ende des Verschlusses zuzunähen und reinzuschlüpfen. Das ist aber im Winter, wenn man bereits einen dicken Kapuzenpullover anhat, nicht wirklich praktikabel. Außerdem wird man so mehrmals täglich an sein Defizit erinnert. Als Nino klein war, war es einfacher, da konnte er einfach jemanden bitten. Aber mit zunehmendem Alter wollte er das natürlich nicht mehr, und wir haben nach einer Lösung gesucht.

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Wofür braucht man die zweite Hand?

Als erstes haben wir analysiert: Wofür braucht man die zweite Hand beim Reißverschluss überhaupt, was ist ihre Aufgabe? Die Erkenntnis:  Sie muss das andere Ende festhalten – abgesehen davon hat sie keine Funktion beim Schließen. Wir brauchten also nicht mehr und nicht weniger als einen Halteersatz.

Wir machten uns ans Experimentieren: Wir haben die unterschiedlichsten Clips ausprobiert. Die metallenen haben immer wieder Löcher in den Stoff gemacht. Die aus Plastik haben nicht gehalten und sind im hohen Bogen weggeflogen. Die von Hosenträgern haben zwar gehalten, man kann sie aber mit einer Hand nicht wirklich bedienen. Fast ein ganzes Jahr lang haben wir herumprobiert, bis wir wussten, wie der ideale Clip ausschauen muss.

OHO!-Erlebnis

Dann kamen wir auf die Idee, das Schnapperl als große Hand zu gestalten – das war der Durchbruch. Der Clip lässt sich so leicht öffnen, selbst wenn man kaum Kraft in der Hand hat: Dann drückt man ihn einfach gegen den Oberschenkel. Das war auch der Moment, wo der Name erstmals aufgetaucht und gleich geblieben ist. „Oho“ haben wir ausgerufen, als wir merkten, das wir die Lösung gefunden hatten. Und gleich d'rauf ist mir zu dem Akronym der Slogan „one hand only“ in den Sinn gekommen – mittlerweile ist das unser Markenname.

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Tüfteln am Prototypen

Wir haben in der Folge fünf Prototypen gebaut und an den Details gefeilt. Der Bügel ist zum Beispiel nicht zufällig so breit. Das Bändchen muss, wenn man den OHO verwendet, hin und her rutschen können, sonst macht es einen Knoten und reißt irgendwann. Und auch die Länge des Bändchens ist wichtig für die Funktion: Ist es zu kurz, kommt man nicht ran, wenn es länger ist hält es die Jacke nicht in der richtigen Position und man kriegt den Reißverschluss nicht nach oben. Auf keinen Fall darf es elastisch sein, sonst zieht man ewig daran bis sich der Reißverschluss bewegt!

Auch am Design haben wir getüftelt, wir wollten es Rot-Weiß-Rot, wobei es in der Mitte nun in Cremé gehalten ist, damit es nicht so schmutzempfindlich ist.

Soziale Auftragsvergabe

Hergestellt werden die Bändchen von einer kleinen Firma im Waldviertel, die haben meinen Auftrag ganz unkompliziert übernommen: Nach einer Woche war die Lieferung da. Für die Clips habe ich keinen Produzenten in Österreich gefunden, den Herstellern hier war der Auftrag zu klein. Also werden die Clips jetzt in Deutschland produziert. Zusammengenäht werden die Teile in einer Werkstätte im ATZ in Wiener Neustadt, das ist ein Projekt, das sich um die Wiederintegration von Langzeitarbeitslosen kümmert.

Wirtschaftskammer-Präsidentin als Business-Angel

Auf der Suche nach Unterstützung für mein Start-up bin ich auf die Aktion 120 Sekunden der Bezirksblätter gestoßen. Die veranstalten Castings für Gründer und Erfinder, die dann im Rahmen eines großen Finales präsentiert werden. Wir haben es eigentlich nicht in die letzte Runde geschafft – aber dann kam ein Anruf von der Wirtschaftskammerpräsidentin Sonja Zwazl: Sie hat unser Projekt gesehen und als so wichtig erachtet, dass wir es doch noch bei der Abschlussgala präsentieren durften.

Dort haben wir auch unseren ersten echten Vertriebspartner, die Firma Orthotec gefunden. Bis dahin waren wir eigentlich nur in der lokalen Bahnhofs Apotheke vertreten, mit einem Verkaufsdisplay direkt neben der Kassa. Inzwischen haben wir den Preis für innovative Unternehmer des RIZ, der Gründeragentur des Landes Niederösterreich gewonnen. Das hat auch schon einige Türen geöffnet und den Anlauf der Produktion beschleunigt.

Engagierte Vertriebspartner

Mir war es immer wichtiger, Menschen zu helfen, als Geld mit dem OHO zu verdienen. Trotzdem rate ich jedem, seine Erfindung erst patentieren zu lassen, bevor er damit an die Öffentlichkeit geht. Als wir den OHO nämlich schützen lassen wollten, wurde uns ablehnend beschieden: Sobald etwas der Öffentlichkeit bekannt ist, kann man kein Patent mehr darauf  anmelden.

Aber es war noch möglich, den OHO als Gebrauchsmuster anzumelden. Dieser Schutz gilt nur zehn statt zwanzig Jahre, kostet aber beinahe genau so viel. Name und Design sind natürlich auch von uns, das haben wir rechtzeitig geschützt.

Wir haben jetzt die ersten tausend Paare fertig – zweitausend  Paare Clips waren die Mindestabnahme. Jetzt sind wir dabei, zusätzliche Vertriebsstellen zu finden, schließlich soll unser OHO noch möglichst vielen anderen Menschen helfen!

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