Rasant wachsende Computerleistung macht's möglich: KI (Künstliche Intelligenz) oder englisch AI (Artificial Intelligence) ist in aller Munde. Aber ist das nicht nur etwas für High-Tech-Unternehmen? Nein! AI bietet bereits eine Reihe von breiten Anwendungsmöglichkeiten. Auch Kleinunternehmen profitieren davon.
Was bedeutet künstliche Intelligenz genau?
Salopp gesagt: Als künstliche Intelligenz bezeichnen wir oft das, was eine Maschine noch nicht schafft. Früher einmal war das etwa Schachspielen. Dann kam IBMs Supercomputer Deep Blue, der den amtierenden Schachweltmeister besiegte. Und plötzlich waren sich alle einig, dass das eigentlich nicht so schwer wäre, bloß eine Frage der Rechenleistung. Weit komplexer als Schach wäre das Go-Spiel, das würde echte Intelligenz voraussetzen. Nun, 2016 besiegte Googles AlphaGo den besten Go-Spieler der Welt. Aber verfügt AlphaGo deshalb wirklich über Intelligenz – oder rechnet er bloß mehr und schneller?
Genau genommen geht es bei KI darum, Funktionen des menschlichen Gehirns nachzubilden: Unser Gehirn verknüpft laufend eine Fülle von Informationen und trifft auf dieser Basis Entscheidungen. Dazu werden Erfahrungen aus der Vergangenheit ebenso wie aktuelle Informationen herangezogen. Das ist das Vorbild für künstliche Intelligenz: Zum einen greift ein KI-System auf große Datenmengen zu, zum anderen soll es durch Feedback laufend dazulernen. Deep Learning heisst dieser Prozess im Fachjargon. Ziel ist, Muster in Daten zu erkennen und zu interpretieren.
Was kann künstliche Intelligenz – und was nicht?
Fachleute unterscheiden zwischen starker und schwacher KI.
- Starke künstliche Intelligenz gibt es bis heute nur in Science Fiction Filmen, Beispiele wären etwa Wall-E aus dem Pixar-Animationsfilm oder der Terminator. Diese Roboter können vorausschauend planen und selbständig neue Dinge lernen – davon sind wir aber noch weit entfernt.
- Schwache künstliche Intelligenz hingegen gibt es heute schon. Schwache KI umfasst jeweils einen sehr kleinen Teilbereich des menschlichen Handelns: etwa analysieren, zuordnen, erkennen. Ohne KI konnten Computer bisher nur strukturierte Daten verarbeiten und analysieren, etwa die Inhalte einer Excel-Tabelle auswerten. KI – wie sie heute existiert – versetzt Computer in die Lage, auch unstrukturierte Daten – Bilder oder Texte – zu verarbeiten.
Wo wird künstliche Intelligenz eingesetzt?
KI, wie sie heute existiert, ist für Fragestellungen geeignet, wo es darum geht
- Eingangsdaten zu klassifizieren (Befindet sich ein Auto im Bild? Wie viele Gläser stehen auf dem Tisch?)
- Gesetzmäßigkeiten zu identifizieren (Welche Merkmale geben am stärksten darüber Auskunft, ob der Kunde sich für ein Produkt entscheidet? Ist Kreditwürdigkeit im Fall des aktuellen Antrages gegeben?)
- Eingangsdaten in dazu passende Ausgangsdaten zu überführen (Übersetzung von Texten)
All diesen Einsatzgebieten ist gemein, dass sie in sich geschlossen sind (Daten rein, Daten raus), mit sehr großen Datenmengen antrainiert werden müssen (im Fall von Bildern mehrere Hunderttausend bis Millionen) und keine darüber hinausgehenden Entscheidungen benötigen.
Welche Anwendungsgebiete sind für Kleinbetriebe interessant?
Für Marketing, Vertrieb, interne Prozesse sowie Kundenservice etwa gibt es schon sehr interessante fertige Anwendungen.
Beispiel Vertrieb: Vertriebslösungen wie Salesforce oder der österreichische NewcomerFrux.io können u.a. potentielle Geschäftspartner selbstständig erkennen. Man benötigt lediglich eine Datenbank der eigenen Kunden, um dem Programm die Richtung vorzugeben. Das Programm scannt das Netz nach Veränderungen in dem Sektor und informiert den Anwender, wenn sich neue Geschäftsmöglichkeiten auftun.
EIN BEISPIEL: Der Anwender ist Nahrungsmittelproduzent und auf Bio-Produkte spezialisiert. Das KI-Programm grast nun alle Seiten in einer bestimmten Region nach Veränderungen in dem Sektor ab. Sobald etwa ein neues Lokal mit Bioangebot eröffnet, kann es den Anwender darauf hinweisen. Genau so funktioniert es, wenn etwa eine Fabrikshalle errichtet wird: Wenn der Anwender des Programms Haustechnik, Ausstattung oder Maschinen zuliefern könnte, weist ihn die künstliche Intelligenz darauf hin.
Natürlich kann das Programm Nachrichten nicht wirklich verstehen, aber es kann Veränderungen registrieren und bestimmte Schlüsselbegriffe herausfiltern.
Beispiel Kundenservice: Der Unterschied zwischen Großunternehmen und Kleinbetrieb zeigt sich oft in der geringeren Verfügbarkeit von Ansprechpartnern und dem Fehlen eines 24/7 Kundensupport. Assistentensysteme und Chatbots können einen wertvollen Beitrag dazu leisten, diese Lücke zu schließen.
Wie führe ich künstliche Intelligenz in meinem Betrieb ein?
Ganz einfach: Indem Sie das Thema KI zunächst einmal weglassen.
- Überlegen Sie, was Sie verbessern wollen. Vielleicht wollen Sie mehr Leads für den Verkauf generieren. Oder die Qualitätskontrolle verbessern. Oder den Umsatz in Ihrem Online-Shop erhöhen. Oder Sie benötigen bessere Analysen und Forecasts. In dieser Phase ist es sinnvoll, sich zunächst durch bereits bestehende Projekte inspirieren zu lassen.
- Überlegen Sie, woher die nötigen Daten kommen. Sie benötigen möglichst viele historische Daten, um ein AI-System zu trainieren und in weiterer Folge zu betreiben. Etwa aus Ihrem Online-Shop, aus Ihrer Kundendatenbank, ?
- Mit welcher AI-Methodik das Ziel erreicht werden kann, ist eine Frage, die sich erst am Ende stellt. Recherchieren Sie: Kann man Ihr Ziel mit AI erreichen? Welche Lösungen gibt es schon? Was ist der aktuelle Stand der Technik? Vieles lässt sich leicht im Netz finden.
Behalten Sie immer im Auge: Artificial Intelligence ist eine Technologie und kein Allheilmittel. Ihr Einsatz ist nicht Selbstzweck sondern muss zielgerichtet passieren.
Wer unterstützt mich bei der Einführung von KI?
Die Wirtschaftskammern haben KI als Zukunftsthema erkannt und bereits einige regionale Programme aufgesetzt. Vor allem auch Kleinst- und Kleinbetrieben sollen die Möglichkeiten, die die neue Technologie bietet, näher gebracht werden. Eine großangelegte Roadshow zwischen Februar und Juni 2019 will Informationen verständlich aufbereiten, Möglichkeiten aufzeigen, Best-Practice-Beispiele vorstellen und Gelegenheit zur Vernetzung mit potentiellen Kooperationspartnern bieten.
Weitere Anlaufstellen:
- Der Verein AI Austria hilft, Kooperations- und Umsetzungspartner in Wirtschaft und Forschung zu finden.
- Die Seite Austrian AI Landscape listet über 160 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Organisationen auf, die sich in Österreich mit AI beschäftigen. Wer schon eine Vorstellung davon hat, was er benötigt, findet hier potentielle Partner.
- Die Wirtschaftsagentur Wien stellt ebenfalls Kontakte zu Programmen und potentiellen Partnern her.
Mit welchen Kosten muss ich rechnen und wann amortisiert sich der Einsatz?
Das ist schwer zu sagen, der Aufwand hängt letztendlich von den Anforderungen ab.
Günstig ist es immer dann, wenn man bereits fertige AI-Komponenten einsetzen kann – die gibt es etwa im Pricing, bei Empfehlungssystemen oder im Vertrieb. Je stärker die Technologie an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden muss, desto größer wird der Aufwand.
Am unteren Ende der Skala stehen einfache Chatbots, Angebote gibt es schon ab 10.000 Euro. Individuelle Lösungen liegen nach unserer Erfahrung meist im Bereich zwischen 30.000 und 50.000 Euro.
Klassische Effizienzsteigerungsprojekte amortisieren sich bereits nach einem Jahr. Schwieriger wird die Berechnung, wenn es nicht um Einsparungen, sondern um Qualitätsverbesserungen und Mehrumsätze geht. Hier lässt sich der Effekt selten auf eine Einzelmaßnahme zurückführen.
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Gibt es Förderungen?
Österreich verfügt über ein sehr gutes und dichtes Fördernetzwerk: Von bundesweiten Programmen der ffg und aws bis hin zu einer Vielzahl lokaler Förderungen, die durch die Länder vergeben werden. Vor allem für kleine Unternehmen gut geeignet ist der Innovationsscheck der ffg, bei dem Unternehmen mit bis zu EUR 10.000 unterstützt werden, um ein Forschungsprojekt mit einem Partner anzustoßen.
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