Angst ist ein mächtiger Impulsgeber: Schütze dich! Du bist in Gefahr! Wenn wir nur ein einziges Mal eine lebensbedrohliche Gefahr übersehen, sind wir womöglich tot. Daher wirkt die Emotion Angst in unserem Hirn besonders stark: Es schaltet auf Überlebensmodus um. Auf Mechanismen, die sich bewährt hatten, als der Urmensch noch in der Steppe lebte.
Fight or Flight wägt unser Hirn ab, je nachdem, ob der Feind stärker oder schwächer ist als wir. Wenn diese beiden Optionen nicht zur Wahl stehen, gibt es noch das Notprogramm Freeze. Wie das Kaninchen vor der Schlange stellen wir uns tot. Alle drei Strategien sind in den seltensten Fällen hilfreich für unser Überleben in der westlichen Gesellschaft. Daher ist Angst ein denkbar schlechter Ratgeber.
Don't Panic
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Beim Tauchen ist es überlebenswichtig, in kritischen Situationen Ruhe zu bewahren. Bei Stress oder Panik werden wir nämlich kurzatmig. Beim Tauchen führt die überfüllte Lunge zu verstärktem Auftrieb, was zu einem höchst gefährlichen, unkontrollierten Aufstieg führen könnte. Auch im trockenen Alltag geraten wir schnell außer Atem, wenn wir uns überfordert fühlen.
Beherzigen Sie daher das Flugsicherheits-Prinzip: Zuerst sich selbst mit Sauerstoff versorgen, um dann alle anderen gut versorgen zu können. Ich meine das im wörtlichen wie im übertragenen Sinne: Sorgen Sie für langen Atem! Atmen Sie bewusst tief aus. Dadurch atmen Sie automatisch wieder tief ein. Das fördert die Durchblutung des Hirns mit Sauerstoff.
Gerade wenn Sie beruflich oder privat Verantwortung für Ihnen anvertraute Menschen haben, ist Selbst-Fürsorglichkeit entscheidend. Beherzigen Sie das Sanitäter-Prinzip: Selbstschutz geht vor Fremdschutz. Nur wenn Sie selbst einen guten Stand haben, können Sie anderen hilfreich die Hand reichen
Entkatastrophisieren Sie kritische Situationen
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Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff im Gehirn. Bei Stress sinkt der Serotoninspiegel im Gehirn, alle Emotionen werden intensiver. Das führt dazu, dass wir bei Stress zu Überreaktion neigen. Stress macht uns kampfbereit und aggressiv.
Was können wir also tun, um die Situation wieder zu beruhigen? Ich nenne die angemessene Reaktion wertschätzend-kritische Zuversicht.
- Blicken Sie den Tatsachen ins Auge
Es bringt nichts, Gefahren zu negieren oder den Kopf in den Sand zu stecken. Auch der Konjunktiv bringt Sie nicht weiter: Wenn das nicht wäre, dann könnte ich ... Besser ist es, sich mit den Tatsachen zu arrangieren. So lange wir mit einer Situation hadern, bindet das wertvolle Lebensenergie. - Üben Sie sich in heiter-souveräner Gelassenheit
Stress deaktiviert unser Kreativitätszentrum. Wir brauchen jedoch Kreativität, um einen Plan B zu entwickeln, wenn Plan A nicht aufgeht. Wie also gegensteuern? Lust und Stress schließen einander im Hirn aus. Darum hilft Schokolade so gut gegen Stress. Andere Möglichkeiten, um lustvoll aus Stress auszusteigen sind glückliche Gedanken und Erinnerungen. Denken Sie jeden Abend an drei Dinge, für die Sie dankbar sind: Diese einfache Übung hat nachweislich positive Auswirkungen auf ihr Immunsystem. - Fahren auf Sicht
Die durch den Corona-Virus verursachte Pandemie mit all den Folgen für die Gesellschaft und die Wirtschaft ist auch deshalb für uns so belastend, weil nicht abzusehen ist, was alles noch auf uns zukommen und wie lange es dauern wird. In solchen Fällen ist es umso wichtiger, dass Sie sich auf das besinnen, was Ihnen JETZT weiterhilft und was Sie JETZT brauchen, um die nächste Zeit gut über die Runden zu kommen. Halten Sie sich ihre jetzigen Möglichkeiten und Ressourcen vor Augen. - Stärken Sie Zuversicht und (Selbst-)Vertrauen
Was stimmt mich zuversichtlich, dass ich die Situation meistere? ist die wirkungsvollste Frage für mentale Stresskompetenz. Das können meine eigenen Lösungskompetenzen sein oder auch die von anderen. Um Ihre Stärken und Kompetenzen zu erkennen, empfehle ich Ihnen die folgenden drei Schritte:
1. Was ist mir schon gelungen? Welche schwierigen Situationen habe ich schon gut gemeistert? Über welche – kleinen oder großen – Erfolge habe ich mich gefreut?
2. Welche Stärken und Strategien von mir haben sich dabei bewährt?
3. Wie könnte ich diese Kompetenzen auch in einem geänderten Umfeld sinnvoll nutzen?
Stärken Sie Ihre Eigenwirksamkeit
Als Taucherin weiß ich vom Umgang mit starken Strömungen: Je mehr sich unserem Einfluss entzieht, desto wichtiger ist kluge (Selbst-)Steuerung.
Differenzieren Sie für sich:
- Was kann ich selbst beeinflussen?
- Was kann ich mit Unterstützung anderer verändern?
- Worauf kann ich keinen Einfluss nehmen?
Ihren Fokus sollten Sie auf die ersten beiden Fragen legen. Schließlich kann man jedes Problem lösen – manchmal, indem man sich vom problematischen Umfeld löst. Das braucht mutige Entscheidungen. Ich bin zum Beispiel ins kalte Wasser gesprungen und habe mir digitale Tools angeeignet, mit denen ich noch vor einem halben Jahr niemals freiwillig gearbeitet hätte. Krise als Chance kann sich bewahrheiten, wenn man sich überwindet und aus der Komfortzone des Vertrauten in die Komm-Vor-Zone der Möglichkeiten schreitet.
Trotzdem gut drauf sein
Sie müssen nicht alles an sich heranlassen. Als Physikerin liebe ich die Bionik: Diese erforscht, wie man biologische Funktionalitäten auch technisch nutzen kann.
Besonders angetan hat es mir der Lotus-Effekt. Lotusblumen wachsen aus schlammigen Teichen und entfalten sich unbefleckt strahlend schön. Es gibt schon Lotus-Lacke und -Fassaden, die auch diese schmutzabweisende Wirkung aufweisen.
Ich lade Sie ein, den mentalen Lotus-Effekt zu nutzen, um Unerfreuliches abperlen zu lassen. Die beste Wirkung gegen Unerfreuliches haben übrigens Lebensfreude und Humor. Entwickeln Sie einen Sinn für die Pointen des Lebens. Ich wünsche Ihnen eine gesunde Balance zwischen engagiertem Handeln und empathischer Distanz!
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