So geht selbständig.

Angst vorm Scheitern? So begegnest du Unsicherheiten beherzt und umsichtig

Wenn sich vieles dem eigenen Einfluss entzieht, braucht Unternehmertum Mut. Und Demut. Zehn Tipps, wie du mit Unwägbarkeiten umgehst, ohne dein Ziel aufzugeben.

Dass mulmige Gefühl bei Auftragslöchern, das Unbehagen eines verlorenen, heftig ersehnten Auftrags, die bange Vorstellung, große Kunden oder Projekte zu verlieren, die Furcht vor Marktentwicklungen, die das eigene Geschäftsmodell gefährden, die Selbstzweifel in Anbetracht starker MitbewerberInnen, die Befürchtung, sich mit finanziellen Verpflichtungen übernommen zu haben, die Überlebensangst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ...  Die Liste möglicher Ängste von UnternehmerInnen ist lang. 

Angst ist evolutionspsychologisch bedingt eines der mächtigsten Gefühle. Sie soll uns vor Gefahren schützen und damit unser Überleben sichern. Doch mittlerweile ist der Affekt der Angst zwar immer noch ein wertvoller Impuls-Geber „Gefahr in Verzug. Tue etwas!“ – doch ein schlechter Ratgeber. Denn Angst aktiviert Überlebensprogramme für die Steppe. Das Überleben in der Business-Welt benötigt aber andere Strategien. 

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1. Stell dich deinen Ängsten! 

„Sei stark!“ ist ein weitverbreiteter Stressverstärker. Angst gilt gemeinhin als Zeichen der Schwäche. Ängste werden daher häufig verdrängt. Das macht leichtsinnig. Bei Männern zwischen 20 und 60 ist der Unfalltod – meist ohne Beteiligung anderer – Todesursache Nummer 1. Ja, es braucht Größe und Stärke, sich vor sich selbst und anderen zu seinen Ängsten zu bekennen. Und nicht selten hört man dann von seinem Gegenüber, dass er oder sie ähnliche Ängste kennt. 

2. Hüte dich vor übertriebenen Sorgen!

Das Empfinden von Angst ist der Preis für unsere Fähigkeit, nicht nur Gegenwart, sondern auch Zukunft denken zu können. Wir malen uns aus, was alles passieren könnte. Eine Volksweisheit besagt: „Wenn Vorfreude die schönste Freude ist, so ist Vorangst die schlimmste Angst.“ 

Ich weiß noch, wie ich mich vor dem Aufwand, bei einer Steuerprüfung alles belegen und rechtfertigen zu müssen, lange Jahre gefürchtet habe. In der Zwischenzeit wurde ich mehrfach geprüft. Und es hat gar nicht weh getan. Der russische Volksmund empfiehlt: „Schau der Angst in die Augen und sie wird zwinkern.“ 

3. Risikobewusst agieren statt angstgetrieben reagieren

Es ist hundertmal wahrscheinlicher, von einer Kokosnuss erschlagen, als von einem Hai gebissen zu werden. Dennoch hat der Hai ein schlechtes Image, Kokospalmen empfinden wir als idyllisch. Beim Einschätzen von Risiken ist Intuition denkbar ungeeignet. 

Unterleg Risikoeinschätzungen mit möglichst objektiven Fakten und hinterfrag subjektive Einschätzungen immer wieder kritisch: „Worin konkret besteht die Gefahr?“ „Ist es wirklich so?“ „Könnte man es auch anders sehen?“ Wenn wir uns in ein Problem verbeißen, verstellt schon relativ Kleines unser Blickfeld für Lösungen. 

Hilfreich sind etwas Abstand und Perspektivenwechsel. Frag dich: „Wie werde ich in einiger Zeit auf diese Episode zurückblicken?“ „Wie würde jemand anderer die Situation einschätzen?“ „Was würde ich Freund:innen in dieser Lage empfehlen?“ Mit der letzten Frage nutzt du den – sicher auch von dir schon erlebten – Effekt, dass wir bei Freund:innen viel kompetenter und kreativer in der Lösungsfindung sind als bei uns selbst.

4. „Entkatastrophisiere“ kritische Situationen

„Don't panic! Egal was passiert, Ruhe bewahren!“ ist eine zentrale Lektion beim Tauchen. Hyperventilieren würde zu einer Kette tragischer Ereignisse führen. Das gilt auch im „trockenen“ Geschäftsalltag. Atme ruhig aus und überleg: „Was kann schlimmstenfalls passieren?“. Fast immer führt das zu der Erkenntnis, dass kein Menschenleben auf dem Spiel steht. „Ich muss unbedingt, weil sonst ...“ hingegen führt in die beengende Angst. 

Mit dem Gedanken: „Es ist mir ganz wichtig. Daher werde ich alles daransetzen, damit ...“ bleibst du denk- und handlungsfähig. Die schwedische Weisheit „Auf das Beste hoffen, auf das Schlimmste gefasst sein und es nehmen wie es kommt.“ fasst die Prinzipien der Resilienz (der psychischen Widerstandsfähigkeit) zusammen.

5. Agiere mit Sicherheitsnetz

Unter Stress und Angst starren wir wie gebannt auf die Unmöglichkeiten. Wir rütteln an der verschlossenen Tür und übersehen, dass gleich ums Eck ein Fenster offen stünde. Achtsamer Rundumblick wäre viel förderlicher. Eine Volksweisheit besagt: „Fehlt es dir am Wind, so greife zum Ruder.“ Wenn Plan A nicht aufgeht, gibt es auch noch einen Plan B, und im Notfall geht das Alphabet bis Z. 

Nach einer Knieoperation kam ich nicht so rasch auf die Beine, wie ich sportlich-ehrgeizig erhofft hatte. Angst überkam mich, ob ich rechtzeitig wieder mobil genug sein würde, um eine mir sehr wichtige Klausur zu gestalten. Ich lieh mir einen Rollstuhl, um notfalls sitzend agieren zu können. Ich habe ihn nicht gebraucht. Dennoch war die Leihgebühr gut investiert: Im Wissen um den Plan B und ohne die bedrückende Angst brachte ich die Kraft auf, mit Krücken zu gehen.

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6. Die Macht der selbsterfüllenden Prophezeiung – die Richtung ist entscheidend!

„Wie man mit Mut verwirklicht, was man erhofft, so verwirklicht die Angst, was man befürchtet.“ sagt der Volksmund. Darum ist es auch so kontraproduktiv, einem Kind zuzurufen „Stolpere nicht!“ oder „Lass das Glas nicht fallen!“ 

Émile Coué hat als erster den Placebo-Effekt beschrieben – die heilsame Wirkung des Glaubens an die Heilung. Die Umkehrung davon ist der Nocebo-Effekt: Ich glaube an den Schmerz und erlebe daher Schmerzliches. 

Beim Fahrsicherheitstraining lernt man, dass man nie das Hindernis, sondern die sichere Spur am Hindernis vorbei im Blick haben soll. Dem Kind sollte man daher zurufen: „Jetzt ein großer Schritt!“ oder „Bitte halte das Glas fest! Hier kannst du es sicher abstellen.“ 

Émile Coué warnt übrigens auch vor der „das Gegenteil bewirkenden Anstrengung“: Wenn man etwas zu verbissen versucht, wird es kaum gelingen. Darum: Auch wenn du einen Auftrag noch so dringend brauchst, entwickle Strategien, um den Druck rauszunehmen – denn mit dem Druck verstellst du dir selbst die Sicht und den Weg.

7. Stell dich taub gegen Unkenrufe

Das Gegenteil von „gut“ ist bekanntlich nicht „schlecht“ sondern „gut gemeint“. Das gilt auch für viele gefragte und ungefragte Ratschläge. Häufig hängt der Ratgeber, die Ratgeberin dir die eigenen Ängste um. „Lass' dir aus dem Wasser helfen oder du wirst ertrinken, sprach der Affe – und setzte den Fisch sicher auf den Baum.“ Dieses geflügelte Wort verdeutlicht, wie sehr die Einschätzung von Gefahren und Lösungsmöglichkeiten vom Standpunkt abhängt. 

Wenn wohlgesonnene Menschen dich mit Ratschlägen runter ziehen, kannst du dies entkräften, indem du die gute Absicht würdigst – und den Ratgeber bittest, deine Entscheidung zu respektieren und dich in deinen Lösungsmöglichkeiten zu unterstützen. 

Oder du kannst die Unkenrufe als Ansporn nützen: Ich habe es als Kind geliebt, wenn entgegenkommende Wander:innen zu meinen Eltern gesagt haben: „Mit einem Kind werden Sie wohl nicht bis zum Gipfel kommen.“ Schlagartig waren Unlust und Müdigkeit verflogen. Ganz klar, dass ich es bis zum Gipfelkreuz schaffen werde! 

Häng ein Schild auf: „Please don't fead the fears. Thank you!“

8. Zieh Gewinn aus dem Scheitern 

Ist dir schon aufgefallen, dass nur der Buchstabe „t“ „gescheitert“ von „gescheiter“ trennt? Dem vielzitierten Spruch „Niederfallen, aufstehen, Krone zurechtrücken und weitergehen.“ fehlt Wesentliches: nämlich die Reflexion „Was lerne ich daraus? Was mache ich ab jetzt anders, um das Risiko des Hinfallens zu minimieren und die Chance des sicheren Vorankommens zu steigern?“ 

Der Volksmund spendet die tröstenden Worte „Wer weiß, wofür es gut ist?“. Mir ist es einige Male passiert, dass ich zunächst schmerzlich getroffen war, weil ich eine Absage erhalten habe – und im Nachhinein froh war, weil der Kelch an mir vorüber gezogen ist. 

Unternehmerisch zu agieren beinhaltet auch immer das Risiko der Sackgasse. Doch schlimmer als das Versagen ist die Angst davor. Nimm dir die Worte von Samuel Becketals Ansporn: „Ever tried. Ever failed. No matter. Fail again. Fail better.“ 

9. Koste überwundene Angst aus

EvolutionspsychologInnen gehen davon aus, dass unsere Fähigkeit, Glück und Freude zu empfinden, den Zweck hat, Angst vor Veränderung zu überwinden. Nach dem Motto: „Da draußen gibt es etwas, das wichtiger ist als meine Furcht.“ Ein kraftvolles „wofür“ ist der stärkste Motivator, um Ängste zu überwinden. 

Ich selbst hatte etwa große Angst vor Schlangen. Doch dann wollte ich unbedingt auf den Philippinen, in den artenreichsten Riffen unseres Planeten, tauchen. Dort gibt es allerdings Meeresschlangen. Weil ich die Unterwasserpracht so liebe, habe ich den Schritt von meiner Komfortzone der vertrauten Ängste in die „Komm-Vor-Zone“ gewagt. Ich habe mich langsam angenähert und angefreundet – ohne mich zu überfordern. Mittlerweile liebe ich die Begegnung mit Meeresschlangen, weil überwundene Angst ein tiefes Lustgefühl in mir auslöst. 

10. Wertschätzend-kritische Zuversicht

Die Überwindung von Ängsten birgt das Risiko, dass schützende Alarmglocken wegfallen. Einige Meeresschlangen sind tatsächlich viel giftiger, als alle an Land lebenden. Wenn unbedachte Taucher:innen sie berühren, ist das nicht Mut, sondern verantwortungsloser Leichtsinn, der tragische Unfälle zur Folge haben kann. 

„Woran kann ich erkennen, dass diesmal Gefahr in Verzug ist?“ und „Was kann ich tun, um mich zu schützen, um mich in Sicherheit zu bringen?“: Um Ruhe zu bewahren und richtig zu reagieren braucht es Übung. Daher ist es durchaus sinnvoll, Gefahrensituationen immer wieder durchzuspielen. „Was stimmt mich zuversichtlich, dass ich die Krise bewältigen werde?“ ist der kraftvollste Gedanke zur mentalen Stärkung in Gefahrensituationen. „Was habe ich schon geschafft und was werde ich daher schaffen?“ ist dafür eine zielführende Fragestellung. 

Marie von Ebner-Eschenbach hat die zentrale Bedeutung von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zur Bewältigung schwieriger Situationen erkannt: „Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.“ 

Selbst-Bewusstsein bedeutet dabei eine wertschätzend-kritische Sicht der eigenen Stärken und Kräfte, Kompetenzen und Erfahrungen. Je besser ich meine Potenziale kenne, umso besser kann ich sie (selbst-)bewusst nutzen und abrufen, wenn es darauf ankommt. 

Mein Lieblingsspruch dazu lautet: „Ein Vogel hat niemals Angst davor, dass der Ast unter ihm bricht. Nicht weil er dem Ast vertraut, sondern seinen Flügeln.“

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