Was ist Transkreation?
Es gibt in Wien einen Hersteller von belegten Brötchen. Ein alteingesessenes Unternehmen mit den schmucken Namen und Slogan: Trzesniewski – Die unaussprechlich guten Brötchen. Nun wie würden Sie das auf Englisch sagen? Eben. The unpronounceably good rolls.
Und damit genau das nicht passiert, gibt es Transkreation – eine glückliche Fügung aus Texten und Übersetzen. Zugegebenermaßen ist der Begriff ein wenig wuchtig geraten, dennoch ist er durchaus treffend.
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Wenn man Translation (Übersetzung) und Kreation (Schöpfung) verbindet, kommt man auf Transkreation. Das ist ähnlich wie wenn man aus Bagel und Croissant einen Cragel macht (Übrigens, die gibt es inzwischen nicht nur in New York, sondern auch in Wien).
Wo wird Transkreation eingesetzt?
Transkreation wird gerne gelebt in den Bereichen Werbung, künstlerisches Schaffen und überall dort, wo neben den reinen Inhalten (wie bei der Geburtsurkunde oder der Gebrauchsanweisung eines Weckers) etwas mehr mittransportiert werden soll.
In der Werbung geht es gewöhnlich darum, die gleichen Gefühle hervorzurufen, wie im Original vorgesehen. Aber auch darum, die Sprachgewohnheiten der Zielgruppen sensibel zu berücksichtigen. Das heißt, wenn eine Vorlage an einen anderen Markt angepasst werden soll, ist Transkreation schlicht ein Muss.
In der Kunst versteht man gleich die Rolle von Transkreation, wenn man an Asterix denkt, genauer gesagt an den weißbärtigen Druiden. Im Englischen heißt er Getafix und Miraculix im Deutschen. In beiden Fällen gelungen und elegant. Dabei heißt der Gute eigentlich – also auf Französisch – Panoramix.
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Was kann die transkreierende Person?
Um transkreieren zu können, braucht es fundierte Kenntnisse der Originalsprache und muttersprachliche Kenntnisse der Zielsprache. Das beinhaltet natürlich auch ein tiefes Verständnis der jeweiligen Kulturen. Und es hilft ungemein, wenn man gut schreiben kann. Wenn jemand zum Beispiel für die Werbebranche tätig ist, dann dichtet dieser Mensch Werbetexte, ist in der Lage zu übersetzen und zusätzlich ein Marketingprofi.
Entsprechend und je nach Branche rücken andere ergänzende Kompetenzen in den Vordergrund, die ausschlaggebend sind für eine stimmige und sensible Überführung von Gedankengut.
Den Spagat zu schaffen ist nicht immer leicht und es ist immer ein Prozess. Mein Leitprinzip bei der Transkreation lautet: wenn ich mich vom Original entferne, nur deswegen und nur so viel, um dessen Intention und gewünschte Wirkung in die Zielsprache genauso griffig rüberbringen zu können.
Wie viel kostet Transkreation?
Im Vergleich zu herkömmlichen Übersetzungen, kostet Transkreation in der Regel etwas mehr. Dies deswegen, weil meist eine aufwendigere Denkleistung und Recherche damit verbunden ist. Der wichtigste Unterschied bei der Preisgestaltung ist die Tatsache, dass nicht per Wort, Zeile oder Seite gerechnet wird, sondern per Stunde. Preise im Bereich 70 bis 120 Euro pro Stunde gelten in Österreich als marktkonform.
Ein Beispiel aus der Praxis – oder wie kommt man auf 400 Euro für die Übersetzung einer halben Zeile. Eigentlich ganz einfach: Das Transkreieren eines Drei-Wort-Slogans ins Englische nimmt in etwa fünf Stunden innerhalb von drei Tagen in Anspruch. Dabei wird recherchiert, zahlreiche Fassungen werden erdacht und verworfen, dann wird nochmals recherchiert, um dann mitten in der Nacht auf die ideale Lösung zu kommen. Ja, so was gibt es und es macht große Freude. Aber Arbeit ist es trotzdem noch.
Fazit
Die Investition in einen durchdachten Sprachauftritt lohnt sich allenfalls. Wenn es wichtig ist, Menschen auf der Gefühlsebene zu erreichen, dann gelingt dies am ehesten in ihrer eigenen Sprache und im gewohnten Ton. Um Nelson Mandela zu paraphrasieren: Wenn die Gefühle angesprochen werden, öffnen sich die Herzen.
Also wie würden Sie die unaussprechlich guten Brötchen auf Englisch anpreisen? Trzesniewski hat sich für eine pragmatische Lösung entschieden: Vienna's most famous sandwiches. And delicious they are!
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