So geht selbständig.

Tenz ist ein echtes Start-up: Das Unternehmen wurde 2017 gegründet, um die Schraube zu vermarkten. Entwickelt wurde die in Gerhard Hubmanns Firma Avvio, die bis dahin für Fremdfirmen entwickelte und Produkte überprüfte. Tenz hat bereits einige Preise eingeheimst, darunter den „Red Dot"-Award für Design und den Staatspreis für Marketing für das überzeugendste Konzept. 

In Vaters Fußstapfen

Angeblich habe ich schon im Volksschulalter gesagt, dass ich die Firma meines Vaters übernehmen möchte. Dieser hat ursprünglich bei der Neunkirchner Schraubenfabrik gearbeitet und nach deren Konkurs als Handelsvertreter für Firmen aus aller Welt Schrauben an die Industrie verkauft. 1985 hat er auf einer Messe einen Taiwanesen kennengelernt, mit dem er 1985 den ersten Container Schrauben für eine Firma aus Liezen importierte. Schließlich hat er seine Firma Avvio gegründet. Ich erinnere mich, beim Verpacken von Weihnachtsgeschenken für Schraubenkunden geholfen zu haben – ich bin also tatsächlich von klein auf mit der Materie vertraut. 

Mein Vater hat sich damals ausgerechnet, dass er, wenn er jeden Monat einen Container umsetzt, beruhigt in Pension gehen könnte. Mittlerweile sind wir bei 600 Containern im Jahr angelangt – und ich bin noch immer nicht in Pension. Mit dem Wegfall von Zöllen, dem Aufstieg asiatischer Produzenten und dem Schrumpfen der Margen hat sich das Geschäft im Westen ganz grundlegend geändert

Und ab der Jahrtausendwende hat sich das Thema Holzbau kräftig entwickelt. Das hat mein Interesse geweckt. Die vielen Möglichkeiten im konstruktiven Holzbau haben mich fasziniert und ich war sicher, dass es da noch Verbesserungspotential bei den Schrauben gibt. 

Lernen im Konzern

Nach meiner von Technik dominierten Kindheit war es nur logisch, dass ich die HTL für Maschinenbau in Graz (BULME) absolvierte und ein BWL Studium in Graz angehängt habe. Nach Studienaufenthalten in den USA und in Spanien bin ich beruflich bei einem Schraubenhersteller in Italien gelandet. Mit dem dortigen Management hatte ich so meine Probleme und so bin ich in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Das hat aber auch nicht sofort so richtig funktioniert.

Der Tipp meiner Schwester, doch etwas völlig anderes zu machen, hat mich dann nach München zu Philip Morris geführt. Dort habe ich in einem phantastischen dreijährigen Trainee Programm die Funktionsweise eines internationalen Konzerns kennen gelernt. Das war eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich bis heute nutzen kann. Denn auch heute arbeiten wir mit multinationalen Unternehmen in Europa in Sachen Befestigungstechnik zusammen bis hin zu der größten amerikanischen Do-It-Yourself Kette Home Depot. Im Kontakt mit diesen riesigen Firmen hilft es, wenn man schon bei den ersten Verhandlungen die richtigen Argumente hat.

Wachsen im Familienbetrieb

Schließlich bin ich aber doch wieder in den Schoß der Familie zurückgekehrt und konnte noch vier Jahre an der Seite meines Vaters arbeiten. Wir waren damals ein Dreimannbetrieb in einer Gartenhütte in Wildon bei Graz – ganz entsprechend der Lebensmaxime meines Vaters, nicht das Maximum, sondern das Optimum im Leben erreichen zu wollen. Work-Life-Balance, wie man heute sagt. Mein Vater wollte nie zu viele Mitarbeiter beschäftigen oder gar Ware auf Lager führen. Das war auch nicht nötig, wir konnten dank seiner Kontakte immer gute Geschäfte machen. 

Als kleine Firma konnten wir dank unserer Flexibilität auch neben großen Konzernen bestehen. Internationale Vereinbarungen, die deren Geschäftstätigkeiten einschränkten, haben uns immer wieder zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten geboten. So kam es, dass wir 2002 etwas unverhofft in ein Geschäft rund um „die Holzbauschraube“ hineinstolperten.

Mein Vater hat mir diese benötigten speziellen besonders langen und beeindruckend aussehenden Schrauben in die Hand gedrückt und gesagt: „Flieg nach Taiwan und finde heraus, was die Produktion kostet. Das dürfte ein Bombengeschäft werden!“ So bin ich quasi ins Holzbauschraubengeschäft gekommen.

Wettlauf mit der Konkurrenz

Diese großen Spezialschrauben, die man nur im konstruktiven Holzbau benötigt, waren interessanter als das Massengeschäft aus dem Baumarkt. Und ich habe mich gefragt, ob man die nicht verbessern könnte. Unsere Firma Avvio hat damals schon Tests für Zulassungen in Deutschland durchgeführt – auch eine Schraube muss ja diverse Normen erfüllen, damit sie in den Handel darf. So hatten wir auch die nötige Kompetenz im Haus.

2003 kam ich auf die Idee, an der Schraubenspitze eine Verdickung anzubringen, die wie eine Schneide den Kerndurchmesser freibohrt und so den Widerstand vermindert. Ich bin mit einer Handskizze nach Taiwan geflogen und habe meinen Techniker in Asien gefragt, ob er das so produzieren könnte. Er meinte knapp: „Not possible!“

Fünf Jahre später kam eine Schraube auf den Markt, die meiner Idee sehr stark ähnelte, und ich habe mich erst einmal richtig geärgert. Aber nun konnte ich beweisen: „It?s possible.“

Eine Idee und ein langer Weg zur Marktreife

2011 habe ich wieder eine Idee gehabt. Eigentlich war es nur eine einfache Beobachtung: Man muss eigentlich gar nichts Neues mehr erfinden, sondern nur die Natur genau beobachten. Ich dachte an eine der Urformen: eine Doppelhelix. Ich habe einfach die Helix geteilt und die Segmente zueinander verschoben und so den gleichen Effekt erzielt, den ich schon bei meiner ersten Idee zum Ziel hatte: Weil durch die spezielle Form immer nur ein Teil der Schraube mit dem umgebenden Holz in Berührung kommt, erziele ich eine deutlich verminderte Reibung und verringere so den Kraftaufwand beim Einschrauben. 

Beim ersten Blick auf die Konstruktionszeichnung kam von meinem taiwanesischen Ingenieur wieder ein „not possible“. Diesmal ließ ich aber nicht locker und mit dem etwas Mehr an Geld und einer größeren Menge an gutem österreichischen Rotwein habe ich ihn schließlich überzeugt: „Okay, I try.“ Es hat aber dann doch noch vier Jahre gedauert, bis die Form perfektioniert war und wir die Schraube in Serie herstellen konnten. 

Die Wirkungsweise meiner Idee habe ich dem Ingenieur in Taiwan übrigens nähergebracht, indem ich ihn anhielt sich eine tanzende Bewegung vorzustellen. „Ah, dance!“ hat er gesagt und uns so schon einen Schritt in Richtung der Namensgebung gebracht – TENZ.

Ausgereifte Technologie

Der Weg zur Marktreife war aber, wie gesagt, langwierig. Der Vorteil der Schraube mit vermindertem Widerstand sollte sein, dass ein Akkuschrauber weniger Energie verbraucht, daher der Akku länger hält und mehr Schrauben eindrehen kann. Die ersten Tests verliefen vielversprechend. Wir hatten aber auch unsere Rückschläge. 

Ein Detaildiagramm einer Universität aus Deutschland zeigte Mikroschwingungen, die der Anwender nicht spürte – was wir aber als Zeichen für schnelleren Verschleiß des Akkuschraubers gedeutet haben. Genau aus diesem Grund haben wir das an der Technischen Uni Graz überprüfen lassen, und siehe da: ich hatte mich geirrt. Die so genannten „Schädigungszahlen“, wie Techniker den Faktor nennen, der Auskunft darüber gibt, wann ein Teil den Geist aufgibt, waren sogar extrem niedrig, weil die Temperaturen durch die geringe Reibung niedrig bleiben, Vibrationen hingegen für Elektromotoren überhaupt kein Problem darstellen. Die Lebensdauer der getesteten Akkuschrauber stieg sogar um den Faktor 10. 

Ein weiterer Vorteil: Durch den geringeren Kraftaufwand werden das Handgelenk und der Rücken der Benutzer weniger beansprucht.   

Staatspreis für Marketing

Für das Marketing sind wir auch einen unkonventionellen Weg gegangen. Wir haben uns bei Verpackung und Präsentation ins Zeug gelegt und durften einige Designpreise, etwa 2019 den „Red Dot“-Award für Product Design, abräumen, dazu heuer den Staatspreis für Marketing. Überzeugt hat die Jury nicht nur das innovative Design des Produktes und der Verpackung sondern auch die 52 Patente, die wir weltweit angemeldet haben. Unsere gründliche Marktanalyse und die strukturierte globale Markteinführung haben auch hier geholfen. All diese Auszeichnungen werden natürlich gerne kommuniziert was uns wiederum ein Mehr an Bekanntheit bringt. 

Das ist vor allem für jene Kunden interessant, die unsere Technologie unter eigenem Namen auf Ihren Schrauben verkaufen, natürlich mit Hinweis auf die besondere TENZ Gewindeform. Diese Leistung wird durch ein ausgeklügeltes Lizenzmodell, das für den jeweiligen Kunden am jeweiligen Markt abgestimmt ist, abgebildet. 

Der Vertrieb läuft an

In Italien und der Schweiz läuft der Verkauf seit gut einem Jahr über Vertriebspartner. Seit März 2019 sind wir in der US-amerikanischen Baumarktkette Home Depot in 2.200 Geschäften mit jeweils zwei Regalmetern vertreten. Allein die Erstbestellung umfasste 9.000 Tonnen, das sind immerhin 500 Container! Die Amerikaner kennen und lieben unsere Schrauben also schon. 2020 werden auch die Österreicher unsere Schraube bei Hornbach kennenlernen. Bis dahin freuen wir uns auf Bestellungen in unserem Webshop.

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