Verschlafen Österreichs KMU die Digitalisierung?
Die KMU-Digitalisierungsstudie 2018 zeigt: Kunden und Nutzer sind den meisten heimischen Betrieben digital weit voraus.
Zwischen dem digitalen Verhalten der Nutzer bzw. Kunden und der Digitalisierung heimscher Klein- und Mittelbetriebe besteht eine erhebliche Diskrepanz. Zu diesem Schluss kommt die jüngst veröffentlichte KMU-Digitalisierungsstudie 2018.
Die bereits zum dritten Mal durchgeführte Studie erhob erstmals auch den Digitalisierungsindex. Der Index ordnet Unternehmen in die Kategorien Digitaler Neuling, Digital bewusst, Digital orientiert und Digitaler Champion. Ergebnis: Der Großteil der befragten KMU befindet sich im Stadium Digitaler Neuling oder Digital bewusst.
Demgegenüber stehen Kunden, die sich längst an eine hohe Qualität von Online-Angeboten gewöhnt haben. Plattformen wie Amazon, Uber, Facebook oder Airbnb setzen Standards in Optik, Usability und Community-Building. Wer sich nicht laufend nach diesen Standards streckt, sieht rasch alt aus.
Die Großen setzen die Standards
Es mag gute Gründe geben Facebook nicht zu mögen, Uber zu klagen oder die Sinnhaftigkeit eines Versandsystem in Frage zu stellen, bei dem ein Großteil der Ware wieder zurückgeht – dennoch müssen sich Unternehmer damit befassen und die Kultur dahinter verstehen lernen.
Digitalisierung hat viele Gesichter – vielleicht ist der Begriff deshalb für viele so schwer greifbar. Für den Unternehmer bedeutet sie Automatisierung von Abläufen in Verwaltung, Produktion und Vertrieb ebenso wie Online-Marketing oder automatisierter Kundendialog. Für den Käufer bedeutet sie umfangreiche Information, rasche Lieferzeiten, personalisierte Angebote und perfektes Kundenservice.
Die Möglichkeiten in all diesen Bereichen haben sich in den letzten Jahren rasant entwickelt und werden es auch weiterhin tun. Egal, ob Gründer oder bestehendes Unternehmen: Wer sich damit nicht auseinandersetzt, wird sich schwer tun, zu bestehen. Laut Studie werden als größtes Hindernis bei der Digitalisierung fehlendes Know-how und mangelnde finanzielle Ressourcen angegeben. Demgegenüber stehen allerdings gerade in Österreich ein breites Angebot an Förderungen und Beratungsanboten.
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Mißverständliches Image
Vielleicht handelt es sich einfach um ein Missverständnis, an dem der mediale Hype um hippe Start-ups nicht ganz unschuldig ist. Digitalisierung findet nicht nur im fernen Silicon Valley und in Ausnahmebetrieben statt, sie ist in der Mitte des Unternehmertums angekommen. Der Schlosser, der nach Maß anfertigt, das Catering-Unternehmen, das Bestellungen entgegennimmt, der Friseur, der Termine vergibt, oder der Verein, der die Buchung seiner Räume managt: Sie alle profitieren von der Digitalisierung. Und schaffen sich durch die Automatisierung Wettbewerbsvorteile und Freiräume für neue Ideen und Weiterentwicklung.
Wer das durchschaut, hat das Prinzip der Digitalisierung schon verstanden.
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