Wie das Silicon Valley Ihr Büro verändern kann
Das Mindset des amerikanischen Technologiestandorts kann Selbstständige und Kleinunternehmen dazu inspirieren, Wände einzureißen. Die Bürowände und die in den Köpfen.
Berufsbedingt halte ich mich in den verschiedensten Unternehmen auf. Dort bekomme ich den folgenden Dialog – so oder so ähnlich – häufiger zu hören: Ich habe gestern gelesen, dass in der Google-Hauptzentrale eine alte Telefonzelle steht, die ein Mitarbeiter auf ebay gekauft hat. Die Antwort, die darauf folgt: Das geht bei uns nicht. Wo kämen wir denn da hin, wenn hier jeder frei mitgestalten könnte?
Ja, wo kämen wir denn hin, wenn Mitarbeiter freier an Ihrer Arbeitsstätte mitgestalten dürften? Und damit meine ich nicht nur, dass sie eine eigene Kaffeetasse mitbringen oder sich ein Bild für ihren Desktop aussuchen dürfen. Ich spreche davon, dass Mitarbeiter ihre Ideen umsetzen dürfen, wenn es um Raumdesign geht. Viele Unternehmen sehen sehr dröge aus und könnten etwas mehr Persönlichkeit vertragen.
Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie in Ihrem Unternehmen eine Telefonzelle aufstellen müssen, aber in Bezug auf innovative Arbeitsplatzgestaltung können wir uns in Europa einiges von den Firmen im Silicon Valley abschauen.
Ohne Inspiration keine Ideen
Kahle Wände in Kombination mit seelenlosen Schreibtischen und grau-in-grauen Teppichböden wirken monoton und fördern nicht die Kreativität der Mitarbeiter. Schon kleine Veränderungen können eine große Wirkung erzielen. Das kann schon damit beginnen, die Tische im Besprechungsraum zu verschieben, um mehr Nähe aufzubauen. Selten mangelt es an der Bereitschaft der Mitarbeiter zur Veränderung. Es liegt eher an festgefahrenen Mustern des Denkens und Entscheidens, die diese verhindern.
Im Silicon Valley herrscht ein viel radikalerer Umgang mit Veränderung, gepaart mit einer gewissen Lockerheit. Diese Mentalität können Sie auch in Ihr Unternehmen einbringen, wenn Sie dem Haben-wir-schon-immer-so-gemacht und dem Wo-kämen-wir-da-hin entschlossen und unkonventionell entgegentreten. Nur so kann sich das Einfach-mal-machen in Ihrem Unternehmen durchzusetzen – sowohl optisch als auch in den Köpfen.
Schablonendenken nicht erwünscht
Veränderung kommt langsam und muss nicht überstürzt werden. Häufig schauen Führungskräfte aus Europa über den großen Teich und erstellen eine Blaupause. Dieses Konzept wird dann von den Entscheidern entweder komplett abgelehnt oder auf Biegen und Brechen umgesetzt.
Es geht aber gar nicht um das 1-zu-1-Übernehmen. Nur weil einzelne Ideen aus dem Silicon Valley bei Ihnen nicht umzusetzen sind, heißt das nicht, dass Sie gar nichts von dort übernehmen können. Wenn ich von meinen Reisen Ideen mitbringe, sehe ich sie als Inspirationsquelle und nicht als Vorlage.
Eigene Ideen entwickeln
Ihre Herausforderung besteht darin, etwas Eigenes daraus zu machen. Etwas, das zu Ihrem Unternehmen passt. Ein Beispiel: Das Rad wurde vor langer Zeit erfunden, und auch der Koffer ist nicht neu. Aber einen Trolley aus beiden zu machen, ist im Verhältnis zur Geschichte der Menschheit eine relativ frische Leistung. Sie müssen keine neuen Ideen aus dem Boden stampfen, sondern können alte neu kombinieren.
Setzen Sie sich mit Ihren Mitarbeitern zusammen und sprechen Sie gemeinsam darüber, wie Sie das Büro umgestalten können, um es praktischer, aber auch inspirierender zu machen. Als Kleinunternehmer sind Ihre Entscheidungsketten kürzer und Hierarchien sind meist flacher. Das heißt, Sie können diese Vorgehensweise sofort versuchen. Dadurch sparen Sie Zeit und am Ende noch Geld, wenn sich Mitarbeiter selbst einbringen und Sie niemand Externen beauftragen müssen.
Garagen-Spirit statt Design-Palast
Haben Sie Vertrauen in die Gestaltungsideen Ihrer Mitarbeiter. Ich habe erst kürzlich mit einem Innovationsteam gearbeitet, das sich mitten in einem durchgestylten Designpalast einer Bank mit geringsten Mitteln eine Innovations-Garage geschaffen hat – und dort geht die Post ab, nicht an den teuren Designer-Schreibtischen oder in den hippen Smart-Office-Kojen des award-prämierten Headquarters. Das ist auch in Ihrem Team möglich. Und durch das gemeinsame Arbeiten an den Büros wird gleich noch der Teamgedanke wachsen und die Menschen kommen gerne zur Arbeit. Wenn Sie signalisieren, dass Einbringen erlaubt und sogar erwünscht ist, werden Sie überrascht sein, was von Ihren Mitarbeitern kommen kann.
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