Krisenzeiten sind Gründerzeiten. Das klingt erst einmal verwunderlich, aber es erklärt sich. Wenn Firmen Mitarbeiter freisetzen oder Menschen auf einmal durch veränderte Umstände erkennen, was sie schon immer tun wollten, gibt es immer auch eine Welle von neuen Gründungen.
Aber ist das erfolgversprechend – ausgerechnet jetzt? Ja, das ist es! Nach dem Stillstand wird es auch wieder Bewegung geben, darum ist es gut, jetzt zu planen. Aber womöglich mit einem geänderten – der neuen Situation angepassten – Geschäftsmodell.
Wie ticken Konsumenten jetzt?
Das Brand Science Institute, ein internationales Beratungsunternehmen aus Hamburg, befragte rund 1.100 Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren zur Rolle des Marketings und der Marke in Krisenzeiten. Das Ergebnis: Irritation, Unsicherheit und Orientierungslosigkeit sind dominante Treiber in Krisenzeiten. Sie wirkten sich zwar signifikant negativ auf Kauf- und Investitionsentscheidungen aus, aber dieser Zustand halte nicht lange an, so die Studienautoren. Und weiter: Gerade bei Menschen zwischen 45 und 65 Jahren führt die Schaffung kommunikativer Sicherheit nach der Krisenwahrnehmung häufig zu Kaufakten. Verbraucher zwischen 18 und 35 Jahren wiederum versuchten, über Ablenkung und Erlebnisse wieder Normalität herzustellen.
Digitale Businessmodelle vor!
%CONTENT-AD%
Wessen Businessmodell auf einer digitalen Strategie basiert, kann nicht nur heute, sondern auch in Zukunft mit guten Geschäften rechnen. Wirtschaftsexperten erwarten, dass die Digitalisierung in Zeiten des Lockdown einen Schub erleben wird. Viele etablierte Unternehmen überdenken derzeit Distributionswege und Arbeitsabläufe neu und setzen auf digitale Geschäftsmodelle. Was in traditionell aufgestellten Branchen und Unternehmen gewaltiges Umdenken erfordert, fällt vielen Digital Natives leicht: Nämlich Strategien für ein virtuelles Business zu entwickeln.
Diesen Branchen profitieren von der Corona-Krise
- Technologie, IT
- Biotechnologie
- Finanzen und Recht
- Wissensvermittlung
- Lernen und Weiterbildung
- Onlinehandel
- Medien
- Medizintechnik
Sie alle verfügen über Know-how, das jetzt dringend gebraucht wird. Aber auch Gründer aus anderen Branchen können sich die Corona-Krise zunutze machen, etwa indem sie ein stationäres Geschäft mit einem Onlinevertrieb koppeln – und dafür sorgen, dass der Kunde neue und andere Kauferlebnisse bekommt. Das ist Komfort, der auch in Nachkrisenzeiten geschätzt werden wird.
Regionale Anbieter-Plattformen
Wer seine Kunden lokal oder regional sucht, profitiert jetzt von Kooperationen für einen digitalen Auftritt: Plattformen, auf der sich mehrere Unternehmen vorstellen – mit direktem Bezug zur jeweiligen Stadt oder dem Stadtteil – finden jetzt große Beachtung. Viele Menschen wollen gerade jetzt solidarisch lokale Unternehmen fördern.
Und auch für Kleingründer und Einzelselbstständige, die bisher mit und am Kunden direkt gearbeitet haben, gibt es Werkzeuge, um sich und die eigenen Dienstleistungen zu präsentieren. Ob Podcast, Webinar, Videotutorial oder Blog, ob für den Yogakurs oder die Rechtsberatung – es lässt sich vieles digital zeigen, demonstrieren, erklären und damit Kundengewinnung und -bindung betreiben.
Online-Kurse und E-Learning
Nicht umsonst boomen gerade Online-Kurse und E-Learningsysteme wie lange nicht. Wer nicht selbst an einer Veranstaltung teilnehmen kann, weicht eben auf Digitales aus. Eine große Rolle spielen dabei soziale Medien und Netzwerke, die dazu beitragen können, die virtuellen Angebote bekannt zu machen und Kunden anzulocken. Für Gründer mit begrenztem Budget sind sie das Mittel der Stunde, um schnell, unkompliziert und direkt die jeweilige Zielgruppe da abzuholen, wo sie sich ohnehin, und heute noch mehr als sonst, aufhält.
Schwer werden es auf absehbare Zeit allerdings Gründer haben, deren Vorhaben mit Reise und Tourismus zu tun haben, die in der Gastro- und Eventbranche oder im Messebau gründen wollten. Denn derzeit weiß niemand einzuschätzen, wann Großveranstaltungen wieder erlaubt sein werden.
%MEDIUM-RECTANGLES%
Fragen, die du dir stellen solltest
Will ich wirklich ausgerechnet jetzt gründen? Das fragen sich viele, die vor dem Schritt in ein eigenes Unternehmen stehen. Bevor es an Business-Plan und Finanzierungsrunden geht, lohnt es sich, quer zu denken und zu überlegen, ob diese wirtschaftlich angespannte Zeit nicht auch Chancen bietet. Dabei ist Kreativität das eine Stichwort. Kundengewinnung das andere. In dem Zusammenhang müssen sich Gründer vor allem überlegen:
- Wie relevant ist unser Geschäftsmodell in diesen Zeiten?
- Was können oder müssen wir jetzt neu und anders machen, als ursprünglich geplant?
- Welche unserer Kompetenzen sind im Moment der Krise besonders gefragt?
- Welche neue oder andere Zielgruppe können wir ansprechen?
- Welches neue dringende Bedürfnis entsteht jetzt bei unserer Zielgruppe – welches in der Zukunft?
- Wo und wie erreichen wir diese Zielgruppe derzeit am besten?
- Wie können wir die Lage für unser Marketing nutzen?
- Welche Kooperationen können uns derzeit helfen?
Eine jüngere und medienaffine Zielgruppe identifiziert sich leicht mit digitalen Angeboten. Aber auch Schüler oder Menschen, deren Arbeitswelt sich gerade rapide verändert, sind verstärkt online unterwegs. Lässt sich das Angebot auf sie zuschneiden?
Eine besondere Zeitqualität
Last, but not least: Viele etablierte Firmen nutzen die Pandemie, um zu helfen – aber auch, um sich als gesellschaftlich engagiertes Unternehmen im Bewusstsein der Kunden zu verankern. Viele große und bekannte Unternehmen gehen jetzt mit Botschaften nach außen, die an das Wir-Gefühl, an Zusammenhalt und an Verantwortung appellieren.
Wenn das mehr ist als bloßes Werbeversprechen, dann kann es dazu betragen, eine Marke dauerhaft positiv im Verbrauchergedächtnis zu verankern. Der Grundsatz Tu Gutes und sprich darüber gilt auch für Gründer – erst recht, wenn die Unternehmensidee dazu beiträgt, konkreten Nutzwert für Menschen in einer Ausnahmesituation zu bieten.
Weiterlesen: So erstellst du deinen ersten Businessplan
Weiterlesen: Diese 6 Fehler machen Neugründer am häufigsten
Weiterlesen: Was gründen in der Provinz attraktiv macht
Weiterlesen: Unternehmen gründen in Österreich - was Ausländer beachten müssen
Kommentare ( 0 )