Präsenztrainings müssen auf die Zeit nach Corona verschoben werden ... sagt wer? Natürlich gibt es Fertigkeiten (wie z.B. die Ausbildung zum Tatookünstler), die physische Anwesenheit verlangen – aber (fast) alles andere ist auch ohne Präsenz möglich.
Ich habe im letzten Monat einige Trainings coronatauglich gemacht und festgestellt: Es ist keine Hexerei – und das Lernergebnis ist im neuen Format sogar besser.
Hier teile ich meine 10 wichtigsten Erfahrungen mit euch:
1. 80:20 – perfekt wird's später
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Mehr denn je gilt: Perfekt wird es im Laufe der Zeit – trau dich, mit einem wohlüberlegten und dennoch nicht zigfach getesteten Produkt an deine Kunden heranzutreten. Die meisten werden dir Respekt dafür zollen, dass du rasch lieferfähig bist. Viele Feinheiten des neuen Formats werden dir im Tun klarer – setze auf continuous improvement. Und vergiss das Pareto-Prinzip nicht: 80% des Ergebnisses werden mit 20% des Aufwands erreicht!
2. Blended ist das Zauberwort
Versuch erst gar nicht, eintägige Präsenztrainings in einer achtstündigen Videokonferenz abzuhalten – das bringt nur Frust.
Liste die Ziele auf, die du mit dem Training erreichen willst (Wissen vermitteln und festigen, Motivation aufbauen, Lösungen entwickeln, Meinungen abfragen ...) und definiere Bausteine für den Weg, diese zu erreichen. Nicht jeder Baustein muss live stattfinden: Reine Wissensvermittlung kann über vorab verschickte Texte, Links, Umfragen, e-Learnings (wenn technisch machbar) oder kleine Videos erfolgen. Feedback zu Übungsaufgaben der Teilnehmer geht auch über Mail und Telefon. Manche Bausteine bleiben im Präsenzmode (falls möglich).
3. Online-Training ist mehr als Reden über's Internet
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Gute Online-Tools verfügen über wesentlich mehr Interaktionsmöglichkeiten, als nur Ton und Bild. Nutze Chat, Whiteboard, Breakout-Gruppen, Abstimmungen, die Möglichkeit zur Aufzeichnung (auch für dich, um Pre-work Videos zu erstellen), Bildschirm teilen, etc.
4. Beherzige die 120/5 Regel
Online-Trainings sollten in verdaubaren Teilstücken stattfinden: Alles über zwei Stunden (mit Pause) ist wenig zielführend und trägt nicht zu zufriedenen Kunden bei.
Für die Zeit im Zuhörmodus gilt: Im Rahmen eines Online-Trainings solltest du im Idealfall deine Teilnehmer*innen nie länger als 5 Minuten nur zuhören lassen – sonst verlierst du sie. Klingt nach großer Herausforderung, ist es auch! Aber auch der Schlüssel zu einem Training, von dem deine Teilnehmer wirklich profitieren werden – und du auch.
5. Tu so, als wäre es dein erstes Mal
Gerade wenn du schon viel Erfahrung hast in deinem Thema: Nimm dir trotzdem viel Zeit und plane die Sessions in dem neuen Format ganz minutiös. Welches Interaktionsformat verwendest du wofür, wieviel Zeit brauchen die Teilnehmer für jede Aufgabe, wie stellst du fest, dass noch alle geistig dabei sind ...
6. Online-Training – am besten jede*r für sich
Die Teilnehmer*innen sollten unbedingt jede*r vor dem eigenen Schirm sitzen – wenn mehrere sich gemeinsam einloggen, kann immer nur eine*r aktiv mitmachen und die Aufmerksamkeit der anderen schwindet extrem rasch.
7. Vorab ein kleines Technik Rendez-vous
Lade ein zu einem kurzen separaten Termin vorab (locker und spielerisch gestaltet), bei dem nichts anderes stattfindet, als ein Beschnuppern des Tools und die Vereinbarung einfacher Spielregeln (Kameras und Mikrophone zumindest zeitweise an, Teilnahme nicht von unterwegs (sei hier unnachgiebig!), jede*r vom eigenen Schirm aus, verbindliche Zusagen, Einloggen ab 10 Minuten davor, ... Dadurch hält sich auch das Hört ihr mich? Hört ihr mich jetzt? später in Grenzen.
8. Für die Kunden ist es (vermutlich) auch neu
Auch wenn du für einen Auftraggeber schon oft (Präsenz-)Trainings gehalten hast: Besprich das neue Format mit deiner Kontaktperson. Geh nicht davon aus, dass ohnehin alles klar ist. Ist etwa geplant, dass ein Sponsor des Trainings einleitende Worte sprechen soll: Testet es gemeinsam – ein positiver, souveräner Auftakt trägt viel zur Akzeptanz der Teilnehmer*innen bei.
9. Kleine Investitionen zahlen sich aus
Wenn du professionell Online-Formate anbieten willst, tu dir selbst einen Gefallen und spare nicht bei Headset (Tipp: Taste zum Stummschalten für's Räuspern), Kamera (besser frei positionierbar als integriert im Laptop) und Internetzugang (Download und Upload ausreichend für Video und Audio – selbst wenn die Nachbarn Fortnite spielen).
10. Hab Freude daran!
Auch wenn die ersten Termine in diesem neuen digitalen Leben vielleicht stressig sind: Unsere Synapsen freuen sich immer, wenn sie neue Wege gehen können – und der unternehmerische Erfolg gehört denen, die sich positiv mit Herausforderungen auseinandersetzen. Keiner von uns ist in dieser Situation allein. Tausch dich mit Kolleg*innen aus – gemeinsam lernen funktioniert für alle besser!
Ganz bewusst ausgeblendet habe ich hier die Tool-Frage: Manchmal gibt der Kunde das Tool vor. Falls du diese Wahl selbst treffen kannst, überlege dir zuerst deine Anforderungen (welche Interaktionsarten brauchst du?) und geh dann auf Tool-Suche.
Viel Erfolg dabei, dich selbst Online neu zu erfinden!
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